Großprojekt gestoppt

ARTENSCHUTZ Vom Aussterben bedrohte Schnecke blockiert Bau eines Logistikzentrums in Bergedorf

In Bergedorf bringt das „Weichtier des Jahres 2011“ den geplanten Bau des europaweit ersten „grünen Logistik-Zentrums“ zum Stocken.

Die „zierliche Tellerschnecke“, ein fünf Millimeter großes Tierchen, das auf der roten Liste gefährdeter Arten steht, lebt im Boden des 18,6-Hektar großen Areals, auf dem Hallen nach besonders hohen Umweltstandards für die Lagerung und den Transport von Waren entstehen sollen.

Eigentlich sollte das 100-Millionen-Projekt bis zur Internationalen Bauausstellung 2013 fertig sein, berichtet der Sender NDR 90.3. Daraus wird nun erst einmal nichts. Die Tellerschnecke genießt nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) Schutzstatus. Um das Groß-Projekt nicht zu gefährden, präsentiert das zuständige Bezirksamt jetzt Lösungsansätze.

Man teste, ob sich ein Teil des Schnecken-Bestandes umsiedeln lasse, sagt Sprecher Andreas Aholt. Ihr neuer Lebensraum wäre in den Vier- und Marschlanden, südlich von Bergedorf. Ob die Tellerschnecke den Umzug überlebt, zeigt sich laut Aussage der Behörde allerdings erst in drei Jahren. Mindestens bis 2015 liegt die Erschließung des Areals nahe der Autobahn 25 also auf Eis. Auf die Eingewöhnungszeit des Tierchens wartet man offenbar gerne: „Bei uns ist kein konkreter Investor, der hier morgen bauen will“, sagt Aholt.

Sollte die Umsiedlung kein Erfolg sein, müsse man sich vor Ort „mit der Schnecke arrangieren“, heißt es weiter. Weil die Tiere nicht auf der ganzen zur Bebauung geplanten Fläche angesiedelt sind, sondern laut Voruntersuchung der Behörde nur auf knapp drei Hektar, wäre die Alternative eine Teil-Bebauung der knapp 20 Hektar. Entsprechende Gutachten würden laufen, so Ahold.

Gelänge die Umsiedlung, wäre das jedoch nur ein Teilerfolg: So schützenswert die Tellerschnecke sei, ihre Umsiedlung wäre keine Lösung, sagt ein Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu). Die Region sei mit ihren „ursprünglichen Böden“ ein Stück „wertvolle Natur“ und als ganzes schützenswert. Mit oder ohne Tellerschnecke. EFK