Karikaturenstreit bei der Polizei

RASSISMUS Kalender einer bayerischen Polizeigewerkschaft sorgt für Empörung. Polizeichef lässt ihn abhängen, Gewerkschaft verteidigt ihren „Galgenhumor“

MÜNCHEN taz | Ein Kalender des bayerischen Landesverbands der Deutschen Polizeigewerkschaft sorgt für Empörung. Weil einige der darin abgebildeten Karikaturen geschmacklos und latent rassistisch sind, hat der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer seine Dienststellen angewiesen, den Kalender nicht mehr aufzuhängen. Andere Dienststellen sind diesem Beispiel gefolgt. „Die Inhalte könnten als problematisch angesehen werden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Die SPD forderte die Staatsregierung auf, den Kalender bayernweit zu verbieten.

Unter anderem zeigt der Kalender, der in einer Auflage von 3.000 Stück verteilt wurde, einen festgenommenen Schwarzen, der sich gegen den Griff eines Polizisten wehrt und in gebrochenem Deutsch schreit: „Was heiß’ hie’ Ve’dunklungsgefah’…?!“ Auf einem anderen Bild prügeln sich junge Männer, die ausnahmslos Migranten zu sein scheinen.

Der Landeschef der Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, hat kein Verständnis für die Aufregung. Das Verbot des Münchner Polizeipräsidenten nannte er „hypersensibel“ und „opportunistisch“. Der Kalender zeige „den Galgenhumor, den bayerische Polizisten entwickelt haben, um Alltagssituationen verarbeiten zu können“, so Benker. Von diesem Alltag seien Präsidenten und Ministerien oft weiter entfernt als der Mond. MAHA

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