Selber bauen statt verkaufen

Nimmt der Rennverein die Bebauung seines Weidenpescher Geländes selbst in die Hand, kann er seine Schulden tilgen, sagt ein von der Bürgerinitiative „Grüne Lunge“ beauftragtes Architekturbüro

KÖLN taz ■ Der Kölner Rennverein soll an der Pferderennbahn in Weidenpesch selber bauen und die Eigentumswohnungen vermarkten. Das schlägt nun die Bürgerinitiative „Grüne Lunge Rennbahn“ (BI) vor. So könne der von der Pleite bedrohte Verein je nach Modellrechnung zwischen rund 12 und 16 Millionen Euro erwirtschaften. Mit einem Verkauf der Grundstücke an der Scheibenstraße und der Rennbahnstraße ließen sich nach Berechnungen des von der BI beauftragten Architekten Bodo Marciniak nur 3 Millionen erzielen. Den Rennverein fehlen jedoch rund 10 Millionen Euro in der Kasse. „Die Schulden können nicht nur durch eine Veräußerung von Grundstücken ausgeglichen werden“, so Marciniak. Er empfiehlt daher dem Rennverein, an der Scheibenstraße zu bauen.

Der Vorschlag stößt bei den Verantwortlichen des Rennvereins auf wenig Gegenliebe. Vizepräsident Dieter Meinke begrüßte grundsätzlich die Bemühungen der Bürgerinitiative. „Es ist sehr positiv, dass sich die BI über den Erhalt des Rennvereins Gedanken macht.“ Doch dass der Verein selbst als Bauherr auftreten wird, hält Meinke für höchst unwahrscheinlich. „Wir werden keine Geldgeber finden, die uns als Bauträger einen Kredit gewähren“, begründet der Rennverein-Vize seine ablehnende Haltung.

Die Berechnungen des Architekturbüros Marciniak bezeichnete Meinke gegenüber der taz als „blauäugig“. In den Modellrechnungen fehlten die Kosten für die Projektentwicklung und die Zinskosten. Bei einer Bebauung der Scheibenstraße und der Rennbahnstraße kommt Meinke auf einen Erlös von nur 4,8 Millionen Euro. Nach der Rechnung des Architekten Marciniak ist jedoch ein Überschuss von 16 Millionen Euro zu erzielen.

Der städtebauliche Entwurf des Architekturbüros Marciniak sieht eine viergeschossige Wohnbebauung mit einem Staffelgeschoss an der Scheibenstraße mit 200 und an der Rennbahnstraße mit 110 Wohneinheiten vor. Durch die Bebauung dieser bereits versiegelten Flächen wird das Landschaftsschutzgebiet an der Niehler Straße, wo der Rennverein gerne bauen möchte, erhalten. Die unter Denkmalschutz stehende Tribüne an der Rennbahnstraße könnte nach den Vorstellungen des Architekten demontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

Die Ratsparteien begrüßten einhellig die von der BI vorgelegte Initiative. „Der Rennverein muss jetzt seine Hausaufgaben machen“, sagte Helmut Jung (CDU). Eva Bürgermeister von der SPD spricht von einem „interessanten Vorschlag“, der von der Verwaltung berücksichtigt werden müsse. „Das ist ein diskussionswürdiger Vorschlag“, lobte auch Grünen-Fraktionschefin Barbara Moritz die neue Initiative. Jetzt müsse die steuerrechtliche Seite und der Lärmschutz für die Wohnbebauung geprüft werden. THOMAS SPOLERT