Grünes Licht für den Mammon

RENDITE Nachhaltige Investments sind noch immer ein Nischenmarkt. Das ist erstaunlich. Denn auch wer sich rein am Gewinn orientiert, fährt mit solchen Anlagen besser

■ Die Global Alliance for Banking on Values (GABV) ist ein Netzwerk von fünfzehn nachhaltigen Banken aus Asien, Lateinamerika, USA und Europa.

■ Die Mitglieder sind weltweit in 24 Ländern vertreten und kommen auf eine gemeinsame Bilanzsumme von über 26 Milliarden US-Dollar.

■ Die GABV wurde im März 2009 in den Niederlanden auf Initiative von Prinzessin Maxima vom niederländischen Königshaus und Achim Steiner, Geschäftsführer des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, gegründet. (lk)

VON LARS KLAASSEN

Der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland ist zwar noch klein, aber er wächst kräftig: 57 Milliarden Euro umfasste er 2010. Zu diesem Ergebnis kommt der Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) der im November vergangenen Jahres in Berlin präsentiert worden ist. Das Volumen im Segment der Publikumsfonds, Mandate und sonstigen Finanzprodukte lag 2010 bei 15,9 Milliarden und hat im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent zugelegt. Diese Summe beläuft sich auf knapp 0,9 Prozent des Deutschen Marktes. Das ist zwar ein Zugewinn im Vergleich zu den Vorjahren. Aber nach oben ist noch viel Luft. „Seit Jahren beobachten wir, dass Anlegerinnen und Anleger zunehmend für das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft sensibilisiert sind“, sagt der FNG-Vorstandsvorsitzende Volker Weber. „Allerdings wissen wir auch, dass der Anteil des nachhaltigen Anlagevolumens am Gesamtmarkt immer noch gering ist.“ Das Wachstum in diesem Bereich müsse quantitativ und qualitativ weiter vorangetrieben werden. Um mehr Interessenten anzulocken, zieht vor allem ein Argument: die Rendite.

Konkrete Zahlen, wie nachhaltige im Vergleich zu konventionellen Banken abschneiden, legte die Global Alliance for Banking on Values (GABV) am 8. März in Vancouver vor. Die Studie – gemeinsam mit der Rockefeller Stiftung finanziert – nahm unter anderem die Gesamtkapitalrentabilität der Institute unter die Lupe. Diese stellt dar, wie effizient der Kapitaleinsatz eines Investitionsvorhabens innerhalb einer Abrechnungsperiode war und gilt zunehmend als wichtigste Kennzahl für die finanzielle Leistungsfähigkeit einer Bank. Bei den nachhaltigen Banken belief sie sich durchschnittlich auf über 0,5 Prozent im Vergleich zu 0,33 Prozent bei den konventionellen Banken. Auch bei der Eigenkapitalrendite punkten die Nachhaltigen mit einem Schnitt von 7,1 Prozent gegenüber 6,6 Prozent bei anderen. „Im Zeitverlauf zeigten sich diese Finanzkennzahlen bei den nachhaltigen Banken zudem weniger volatil als bei den systemrelevanten Banken“, so die GABV.

Auch eine Reihe anderer Studien belegt die ökonomische Stärke nachhaltiger Investments. Die US-amerikanische Unternehmensberatung Mercer hat in zwei Metastudien, aus den Jahren 2007 und 2009 entsprechende Performancestudien anderer Autoren zusammenfassend auswertet. Das Ergebnis: Nachhaltigkeitsstrategien können einen messbaren Mehrwert für ein Portfolio schaffen. Nimmt man die Ergebnisse beider Erhebungen zusammen, zeigen 20 von 36 wissenschaftlichen Arbeiten eine positive Korrelation von Nachhaltigkeit und Finanzperformance, 13 weisen auf einen neutralen Zusammenhang hin und nur drei Arbeiten geben Anhaltspunkte für eine negative Korrelation.

Anleger sollten sich im Vorfeld Fragen, an welchen Kriterien sie sich orientieren

Eine Analyse der zu Allianz Global Investors gehörenden Vermögensverwaltung RCM kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Investoren hätten über einen Zeitraum von fünf Jahren ihre Gewinne um 1,6 Prozent pro Jahr erhöhen können, wenn sie in Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen „ESG-Performance“ investiert hätten. ESG steht für Umwelt (Environment), Gesellschaft & Mitarbeiter (Social) und Unternehmensführung (Governance). Dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei der Auswahl von Aktien nach drei Jahren eine positive Outperformance generiert, die mit längerem Anlagehorizont kontinuierlich ansteigt, belegt wiederum eine von der Harvard Business School und der London School of Business veröffentlichte Studie. Die Aussage basiert auf einer Analyse von 180 US-amerikanischen Unternehmen über den Zeitraum 1993 bis 2010. Ein 1993 in ein nachhaltiges Unternehmen investierter US-Dollar hat sich danach bis Ende 2010 auf 22,60 US-Dollar vermehrt. Bei einer Investition in ein Unternehmen mit einer schlechten Nachhaltigkeitsleistung sind daraus nur 15,40 US-Dollar geworden.

„Diese Studien belegen, dass man mit nachhaltigen Kapitalanlagen keinen strukturellen Nachteil gegenüber konventionellen Investments hat, sondern auf mittel- bis langfristige Perspektive sogar besser fährt“, sagt Rolf Häßler, Leiter Unternehmenskommunikation der Nachhaltigkeits-Ratingagentur Oekom Research. „Im Einzelfall muss man aber genau hingucken.“ Das fängt schon bei der Frage an, was eigentlich ein „nachhaltiges“, „ökologisches“ oder „ethisches“ Projekt ist. Diese Begriffe sind nicht geschützt. „Von einem nachhaltigen Angebot sollte man aber erwarten, dass es transparent gestaltet ist“, so Häßler. „Anleger sollten sich im Vorfeld Fragen an welchen Kriterien sie sich orientieren, etwa ,best-in-class‘ oder bestimmte Ausschlusskriterien.“ Bei den finanziellen Perspektiven spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: So rät Stiftung Warentest Kleinanlegern zum Beispiel von geschlossenen Fonds ab. Diese versprechen zwar hohe Renditen, seien generell aber so riskant, dass Anleger jederzeit mit Verlusten rechnen müssten. Unwägbar sind auch äußere Einflüsse: Baumplantagen können von Unwettern schwer geschädigt werden. Und wer in Erneuerbare Energien investiert, sollte bedenken, dass in dieser Branche die Rendite-Prognosen sich mit den Rahmenbedingungen ändern, an die der Gesetzgeber immer wieder Hand an legt. „Doch Unwägbarkeiten solcher Art lauern auch bei herkömmlichen Investments“, sagt Häßler. „Sie sind kein Charakteristikum nachhaltiger Projekte.“