Erfolgstrainer raus!

Erik Gerets ist erfolgreicher als jeder andere Wolfsburger Trainer. Nun muss er wohl gehen, weil er sich mit Manager Thomas Strunz nicht versteht – denn der hat den mächtigen Aufsichtsrat im Rücken

von Ulli Brünger und Oke Göttlich

Selten hat sich verfehltes Personalmanagement deutlicher auf die Leistungen einer Fußballmannschaft niedergeschlagen als beim VfL Wolfsburg. Mit Thomas Strunz hat der Aufsichtsrat des VfL einen Manager bestellt, der so wenig zu Trainer Erik Gerets passt, wie der Streit um die Sandkastenförmchen zu einem Fußballunternehmen.

Erik Gerets selbst hat dazu nicht unwesentlich beigetragen, hat sich mit Spielern gestritten, wollte sich mit seinem Vorgesetzten Strunz nicht abfinden und lehnte sich zurück, im Wissen der erfolgreichste Coach der Wolfsburger ever zu sein. So war es auch in Bielefeld nach dem 2:1-Erfolg. Erst ließ sich Erik Gerets von den Fans feiern, dann genehmigte er sich zwei Bier und ging im Machtkampf mit Manager Thomas Strunz in die Offensive. „Zu Hause in Belgien fragen sie schon, was denn in Wolfsburg los ist. Ich habe mir in meinem Land einen guten Ruf als Trainer erworben. Und den lasse ich mir von niemandem kaputtmachen“, sagte der VfL-Coach der das Minimalziel UI-Cup sicherte.

Gerets kündigte nun an, dass die Zeit seiner Zurückhaltung beendet sei. Dann werde er in einer Pressekonferenz Stellung nehmen zu den Vorgängen und zu seiner Zukunft. Statt über seine angeblich beschlossene Ablösung zu spekulieren („Bis jetzt habe ich von niemandem direkt gehört, was los ist“), zog er ein versöhnliches Saisonfazit: „Ich bin zufrieden, dass wir unser letztes Ziel erreicht haben. Wir haben sechs Punkte mehr als im letzten Jahr. Das ist so schlecht nicht.“

Die Fans dokumentierten, wem ihre Unterstützung und ihre Sympathien im Dauerstreit zwischen Manager und Trainer gelten und ließen den Manager, der Gerets seit Wochen die Rückendeckung verweigert, ideenreich ihre Abneigung spüren. Auf Transparenten stand frei nach Giovanni Trapattoni zu lesen: „Was erlauben Strunz?“

Der Angesprochene blieb die Antwort schuldig und verschwand flugs durchs Hintertürchen. Die nächsten Tage werden zeigen, ob der mächtige Aufsichtsrat des VfL Gerets den Stecker zieht, wohlwissend das er sich mit einer Demission von Thomas Strunz selbst Fragen gefallen lassen muss. „Wenn andere denken, es reicht nicht, kann ich nichts machen“, meinte Gerets, der sich von den Fans verabschiedete: „Man muss schon taub sein, um die Unterstützung von den Rängen nicht zu hören.“