Zartes Klangkostüm

Für Gräser und Farne: Maria Taylor in der Weltbühne

Es war einmal eine 15-jährige Ballett-Studentin namens Maria, die in Alabama auf ein anderes Mädchen namens Orenda traf, die ihrerseits Theater studierte. In jenem zarten Alter beschlossen die beiden sofort, eine Band zu gründen, die, um zwei weitere Mitspieler erweitert, „Little Red Rocket“ hieß. Beinahe ergatterte man bei Geffen Records einen Mega-Plattenvertrag, doch alles kam anders. Die beiden Mädchen versuchten es unter dem Namen „Azure Ray“ noch mal, riefen neue Lebensgeister und veröffentlichten bei einem kleinen Label ihr Debütalbum.

Dies erregte auch die Aufmerksamkeit des Bright Eyes-Trägers Conor Oberst, der die Band zum legendären Saddle-Creek-Label holte, wo Azure Ray zwei weitere Longplayer und eine EP veröffentlichten. Damit aber nicht genug. Maria besann sich auf ihren Nachnamen Taylor und schneiderte sich ein eigenes Kostüm, das mit der Veröffentlichung ihres ersten Soloalbums „11:11“ den Kadaver der Berührtheit aus ganz eigener Sicht umdreht und wendet. Mit einer Puppe, wie sie Zeichnern in die Hand gegeben wird, um den Sinn für Proportionen zu schulen, schmückte Maria ihr Album und verbarg dahinter manches schüchterne Lied.

Das Album spricht verhalten von einer Freude, die sich nicht zertrampeln lassen will, sondern ruhig und stark nach innen schaut. Und dann stellt sich heraus: So spektakulär introspektiv und zart ist Maria Taylors Stimme und Musik auch wieder nicht, wenn man Herbstzeitlose wie Laura Nyro zum Vergleich ins Felde führt. Trotzdem: Diese Musik kann man auch Gräsern und Farnen vorspielen. Sie werden den zarten Hauch zu schätzen wissen.Carsten Klook

26.5., Weltbühne, 21 Uhr