Der mit der Hymne

Der Kran fährt hoch, auf der Plattform stehen Lotto King Karl und Carsten Pape, sie spielen „Hamburg, meine Perle“. Pape spielt Gitarre, Lotto nölt den Text: So ist das vor jedem Heimspiel des Hamburger SV. Das Lied wird von vielen im Stadion mitgesungen, auch auf der Pressetribüne.

Kürzlich hat ein gewisser Horst, Fan des FC St. Pauli und Moderator der „Radio Hamburg Morning Show“, den Text auf Zweite Liga umgefriemelt. Er bekam böse Mails, Morddrohungen, Personenschutz. Und eine Klage von Gerrit Heesemann alias Lotto King Karl.

Auch von Jan Phillip Eißfeldt alias Jan Delay gibt es eine Version: „Werder, meine Perle“. Horsts Text ist scheiße, das Werder-Video mit Delays Song ist nett. Und: So erfolgreich, so gut wie Delay wird Lotto nicht mehr. Und Jan Delay wird nicht verklagt.

Heesemann, 45, ist der Sohn eines Bankangestellten und einer Hausfrau. Abitur an der Gelehrtenschule des Johanneums – damit wird man normalerweise was in Hamburg. Heesemann wurde Packer, Kurierfahrer, leistete Wehrdienst bei der Marine. 1996 kam sein Debütalbum „Weiß’ Bescheid?!“ heraus, 13 Alben hat er insgesamt gemacht.

Beim HSV macht er auch den Stadionsprecher, bis Dezember 2011 war er Moderator bei „Radio Hamburg“, womit, vermuten manche, Horsts Song und Lottos Reaktion etwas zu tun haben.

Im Hamburger Abendblatt vertrat ein Leserbrief die These, Lotto und sein Lied seien schuld am Niedergang des HSV: zu lasch. Manche verwechseln Fußball mit dem Zweiten Weltkrieg.

Wie dem auch sei: Dieser Tage zeigt sich, wie viele Freunde der HSV hat und wie viele Gegner, und wie groß deren Abneigung ist. Und jeder Fan merkt, wie stark seine Zuneigung ist.

Nach der Saison schreibt Lotto einen neuen HSV-Song. Geht alles gut, in Dur.  ROR