„Kennen Sie Amerikaner?“

Die US-Ameri­kanerin Cynthia Walther lebt seit Jahr­zehnten in Lübeck und ist Demokratin. Landsleute, die in Deutschland leben, will sie zum Wählen bewegen. Keine einfache Aufgabe, denn das Wahlrecht für hier lebende US-Amerikaner*innen ist verdammt kompliziert

Wirbt in Deutschland um Stimmen zur US-Wahl: Cynthia Walther von Democrats Abroad

Interview
Uta Schleiermacher Fotos Aliona Kardash

taz: Frau Walther, Sie machen Wahlkampf für Kamala Harris und die Democrats, und Sie machen das in Lübeck, in Schleswig-Holstein. Was soll das bringen?

Cynthia Walther: Das klingt komisch, ich weiß, es ist aber ganz wichtig, dass wir hier Wahlkampf machen. Denn in Deutschland wohnen viele Amerikaner, auch in Lübeck. Hier sind es etwa 150, und ich persönlich kenne vielleicht zwei Dutzend. Und alle haben das Recht, bei den Wahlen im November zu wählen. Einige wissen das gar nicht, und andere denken, dass es zu kompliziert ist, oder es lohnt sich nicht.

taz: Und, lohnt es sich?

Walther: Immer. Je nachdem, in welchem Bundesstaat man wählt, könnte man denken, es ist vielleicht wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn man zum Beispiel in Connecticut die Demokraten wählt, wird das die Wahl nicht ändern. Denn das ist sowieso ein blauer Staat, also einer, der mehrheitlich demokratisch wählt. Aber besonders in den umkämpften Staaten, den „Battleground States“, ist es ganz wichtig. Oder Texas zum Beispiel: Das ist traditionell ein roter Staat, also sie wählen vor allem republikanisch, aber es gibt blaue Teile, sogar sehr große. Ich finde es auch als Bürgerin immer wichtig zu wählen. Davon abgesehen: Mit seiner Stimme signalisiert man der Partei zu Hause, dass ein Amerikaner hier im Ausland lebt, dessen Interessen sie auch berücksichtigen müssten.

taz: Und Sie selbst, wo dürfen Sie wählen? Wonach richtet sich das?

Walther: Das kommt darauf an, wo du zuletzt gewohnt hast. Ich bin ursprünglich aus Connecticut, ich habe aber in Pennsylvania studiert. Ein Teil meiner Familie wohnte dort, und meine Schwester wohnt immer noch da. Und da ich zuletzt, vor meinem Umzug nach Deutschland, in Pennsylvania gelebt habe, wähle ich auch dort. Meine drei Kinder, die zwei Nationalitäten haben, die deutsche und die amerikanische, die wählen auch in Pennsylvania, weil ich als ihre Mutter auch dort wähle.

taz: Kompliziert.

Walther: Ja. Und viele, die zwei Nationalitäten haben, die nie in Amerika gelebt haben, wissen gar nicht, dass sie wählen dürfen. Es ist ganz wichtig, dass wir die auch erreichen. Zum Beispiel waren wir beim Christopher Street Day in Lübeck. Da fragen wir alle, die wir auf der Straße sehen, ob sie US-Amerikaner*innen kennen. Ich hatte eine Frau in der Parade hinter mir, ihr Vater ist ursprünglich aus South Carolina. Und sie wusste nicht, dass sie wählen darf. Aber sie hat einen amerikanischen Pass. Das ist sehr aufregend, wenn man dann so jemanden findet, wo man sagt: Ja, du darfst wählen.

taz: Ihr müsst US-Amerikaner*innen also richtig aufspüren. Wie findet ihr sie?

Walther: Wir machen „Get-out-the-vote-Stands“, das sind Infostände, meistens in der Fußgängerzone, da fragen wir die Leute, ob sie US-Amerikaner*innen kennen. Wir fragen auch unsere deutschen Nachbarn. Wir gehen zu Straßenfesten, beim Hanse-Kultur-Fest im Frühsommer hatten wir einen Stand vor meiner Sprachschule in der Lübecker Innenstadt. Und in Hamburg hatten wir am vergangenen Wochenende noch mal eine große „Defend Democracy“-Rallye. Überall sprechen wir Leute an. Auch im privaten Umfeld.

taz: Ja?

Walther: Also, ich bin so involviert in diese Sucherei von amerikanischen Wähler*innen, dass ich sogar im Krankenhaus Leute angesprochen habe. Ich wurde vor ein paar Wochen operiert und lokal betäubt, und sie hören natürlich sobald ich meinen Mund aufmache, dass ich US-Amerikanerin bin. Und dann kommen die normalen Fragen: Woher kommst du, wie lange lebst du hier? Ich habe dem Operationsteam dann gesagt: Wenn Sie US-Amerikaner kennen, dann bitte, bitte sagen Sie ihnen, dass sie wählen können.

taz: Das Ziel ist, dass die sich registrieren lassen, um dann wählen zu können?

Walther: Ja, genau, genau das ist das Wichtigste. Aber es ist auch wichtig, unseren deutschen Nachbarn zu zeigen, dass wir Amerikaner sind, dass wir hier leben, und dass wir diese Werte haben. Nicht die Werte, die Trump verbreitet. Denn er bekommt sehr viel Aufmerksamkeit. Viel zu viel. Wir finden, dass Deutschland und die USA wichtige Verbündete sind und wollen das auch zeigen.

taz: Wie sind die Reaktion bei diesen Straßenständen?

Walther: Meistens sehr freundlich, aber ich hatte auch Begegnungen, die mich überrascht haben.

taz: Was war das?

Walther: Ein paar Leute haben gesagt, sie hoffen, dass Trump gewinnt, und wenn sie US-Amerikaner wären, würden sie für ihn stimmen. Die haben uns dann angeschrien. Das passiert auch.

taz: Auch hier gibt es Leute, die die Ideen, für die Trump steht, unterstützen.

Walther: In den USA ist es schon sehr polarisiert. Trump hat das Land dahin gebracht, und ich fürchte, dass das mit dem Zuwachs an AfD-Wähler*innen hier auch passiert. Ich hoffe, es wird nicht so extrem. Denn das ist nicht gesund für ein Land. Die Leute können nicht mehr miteinander sprechen. Das ist etwas, das ich sehr wichtig finde, dass wir miteinander sprechen.

taz: Erleben Sie diese Differenzen auch im eigenen Freundes- oder Bekanntenkreis?

Walther: Mein Bruder ist Republikaner und hat 2016 auch Trump gewählt.

taz: Wie war es für Sie, das zu hören?

Walther: Ich war zu Besuch, und er hatte ihn verteidigt, was mich völlig überrascht hat. Weil ich überhaupt keinen Grund finden konnte, warum man diesen Mann überhaupt gut finden könnte. Er meinte, Barack Obama war ein ganz schlechter Präsident und Trump hat viel Gutes gemacht.

taz: Hatten Sie schon vorher unterschiedliche politische Ansichten?

Walther: Das Ding ist, ich sehe meinen Bruder nicht so häufig. Wir haben leider nicht so viel gemeinsam, dass wir ständig im Gespräch sind, und wenn, dann ging es eigentlich weniger um Politik. Meistens haben wir über den Garten gesprochen oder was die Kinder in der Schule machen. Aber plötzlich war Politik das Thema in allen Familien. Und viele haben das wie einen Riss erlebt, und sich in ihren Familien nicht mehr wohl gefühlt. Und das ist so schwer, diesen Riss wieder zu schließen und zu heilen.

taz: Wie geht es Ihnen damit?

Walther: Mich hat dann interessiert, was für meinen Bruder überhaupt wichtig ist, seinen Standpunkt zu verstehen. Meine Mutter hat sich über ihn aufgeregt. Aber es ist nicht mein Wunsch, ihn in die Ecke zu treiben oder zu überzeugen, dass meine Ansichten richtig sind und seine falsch. Als ich ruhig mit ihm darüber gesprochen habe, habe ich gesehen, dass er einfach andere Ideen hat als ich, was die Wirtschaft betrifft oder das Waffengesetz. Manchmal lasse ich solche Diskussionen auch absichtlich beiseite.

taz: Zum Beispiel?

Walther: Im Juni habe ich meine beiden Mitbewohnerinnen aus Studienzeiten aus Pennsylvania getroffen, wir haben gemeinsam Urlaub in Bayern gemacht. Die eine ist Democrat. Die andere ist Republican, und ihr habe ich gesagt, ich möchte so gerne, dass du diese Reise genießt, und deswegen glaube ich, es ist besser, wenn wir nicht über Politik sprechen. Und sie hat gesagt, sie ist nicht begeistert von Trump. Sie kommt aus einer ländlichen Community, wo alle Republikaner wählen, sie hat aber gesagt, sie weiß nicht, wie sie im Herbst wählt. Ich sollte sie fragen, ob sie jetzt vielleicht Kamala Harris in Erwägung zieht.

taz: Warum sollte sie jetzt anders denken?

Walther: Damals war Joe Biden noch der Kandidat für die Democrats. Ich könnte verstehen, wenn einige unentschiedene Republicans denken, ich habe einen republican candidate, den ich nicht mag, und einendemocrat candidate, den ich nicht mag, dann nehme ich lieber den, der meine Werte vertritt. Jetzt, mit Kamala, könnte es natürlich anders sein, weil sie Menschen anders anspricht.

taz: Hat sich der Wahlkampf verändert, seit Kamala Harris die Kandidatin für die Demokraten ist?

Walther: Die Begeisterung war sofort spürbar, die Energie ist gestiegen, sofort. Ich mag Joe Biden und ich glaube, er wäre wieder ein guter Präsident. Es war klar, dass er sehr alt ist, aber er hat ein Team hinter sich. Aber als er zurückgetreten und Kamala an seine Stelle getreten ist, da war sofort diese Erleichterung und Freude da. Wir haben da erst gemerkt, wie schwierig dieser Wahlkampf vorher war. Währenddessen war es nicht so spürbar. Aber wow, jetzt fällt es mir so viel leichter, da rauszugehen und mit den Menschen darüber zu sprechen, dass sie unsere Kandidatin ist, und sie ist die richtige Wahl. Wir wollen alles tun, was wir können, dass sie am Ende im Weißen Haus sitzt.

taz: Wie sind Sie selbst in die Politik und zu den Democrats Abroad gekommen?

Walther: Als Trump 2016 immer populärer wurde, hat mich das schockiert und gestört. Ich war hier in Deutschland und habe mich ziemlich hilflos gefühlt, ich konnte das kaum mit anderen diskutieren. Ich dachte, ich muss aktiv werden und so habe ich die Democrats Abroad gefunden. Ich war auch nicht die Einzige, die etwas gegen den Trend machen wollte. Wir hatten dann ein erstes Treffen in Hamburg, zu acht bei einem Mitglied im Wohnzimmer, und vier von uns waren neu. Ich habe darüber tolle neue Freunde gefunden, auch viele, die viel jünger sind als ich. Wir hatten viele Ideen, und haben dann angefangen, Amerikaner zum Wählen zu motivieren. Und tatsächlich haben sich die Mitgliederzahlen damals verdoppelt.

taz: Wie hoch ist die Wahlbeteiligung unter den US-Amerikaner*innen, die im Ausland leben?

Walther: Unter denen, die in Deutschland leben, ist es etwas besser als im internationalen Schnitt, so um die 25 Prozent. Das sind so viele Stimmen, die wir noch bekommen könnten. Die Stimmen aus dem Ausland können wirklich den Unterschied machen.

taz: Warum ist die Wahlbeteiligung so niedrig?

Walther: Für manche Leute sind die Ereignisse zu Hause viel zu weit weg oder sie meinen, dass ihre Stimme keinen Unterschied macht. Es ist für einige auch ein bisschen überwältigend: Wenn man sich im Internet informiert, kommen erst mal all die Infos, was man machen muss, wenn man in den USA lebt. Deshalb verteilen wir Karten mit der Webadresse votefromabroad.org, damit sie gleich auf der Seite landen, die für Auslands-US-Amerikaner relevant ist.

taz: Und dort können sie sich dann registrieren lassen und wählen.

Walther: Na ja, die Information ist von Bundesstaat zu Bundesstaat anders, auch die Fristen. Wie man wählt, ist auch anders. Ich glaube in New Jersey darfst du deinen Stimmzettel per E-Mail abgeben. In Pennsylvania kann ich ihn per E-Mail anfordern, bekomme ihn per E-Mail, muss ihn aber ausdrucken und per Post zurückschicken.

Cynthia Walther

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Der Mensch

Cynthia Walther, geboren 1967, ist US-Amerikanerin und lebt seit mehr als 30 Jahren in Lübeck. Sie leitet dort eine Sprachschule und engagiert sich bei den Democrats Abroad – die Auslandsorganisation der Demokratischen Partei der USA. Als Precinct Captain ist sie die Ansprechpartnerin in Lübeck. Mit ihren Aktivitäten versuchen die Democrats Abroad, die in Deutschland lebenden, wahlberechtigten US-Amerikaner*innen dazu zu motivieren, sich für die Wahl registrieren zu lassen und ihre Stimme abzugeben.

Die Wahl

Am 5. November 2024 wählen die USA einen neuen Präsidenten. Umfragen deuten auf ein knappes Rennen zwischen der demokratischen Kandidatin Kamala Harris und dem republikanischen Kandidaten Donald Trump hin. Knapp 3 Millionen US-Amerikanische Wahlberechtigte leben außerhalb der USA und Menschen mit einem US-amerikanischen Pass sind auch im Ausland wahlberechtigt. Sie müssen sich dazu registrieren lassen, Hilfestellung bietet etwa die Webseite www.votefromabroad.org/. Bei der letzten Präsidentschaftswahl 2020 lag die Wahlbeteiligung der in Deutschland lebenden US-Amerikaner*innen bei rund 25 Prozent. Das ist weit unter der Wahlbeteiligung in den USA von rund 66 Prozent – und weit über der durch­schnittlichen Wahl­beteiligung unter den Auslands­-US-Amerik­aner*innen von rund 7 Prozent. (taz)

taz: Ein Brief? So ein kleiner, empfindlicher Papierbrief, und der geht dann per Post über den Ozean? Haben Sie keine Bedenken, dass Ihre Stimme auf dem Weg verloren geht?

Walther: Doch. Ich bekomme aber ein Passwort, und kann bei dem Electoral Office in dem County, in dem ich wähle, gucken, was der Status ist. Natürlich nicht, wie ich gewählt habe, das ist geheim. Da steht dann, ob die Stimme angekommen ist. Und das ist auch wichtig, dass man nachguckt, denn wenn es nach einer gewissen Zeit nicht angekommen ist, muss man nachhaken. Auch da sind die Regeln und die Deadlines von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich.

taz: Wenn jemand an den Stand kommt, und hat eine Frage zum Wählen in Lousiana, dann …

Walther: (lacht) … dann gucken wir nach. Zum Glück gibt es das Internet, und die Webseite übernimmt vieles. Es gibt einen Chat, und tatsächlich unterstützen wir auch, wir lotsen Leute durch die Webseite, auch per Mail oder am Telefon. Solche Hilfestellungen habe ich auch schon gemacht, das geht bis zu: Jetzt musst du das unterschreiben und dann deine Stimme in den weißen Umschlag stecken und den weißen Umschlag in den großen Umschlag. Letztens hat mich eine Frau aus Amsterdam kontaktiert, weil ich etwas auf Facebook gepostet hatte. Das hat mich auch gefreut, dass sie mich einfach angesprochen hat, weil ich deswegen hier bin: Ich will helfen.

taz: Können die US-Amerikaner*innen auch zu Botschaften oder Konsulaten gehen, und dort physisch wählen?

Walther: Den Wahlzettel bekommt man dort nicht, aber man kann ihn dort abgeben. Oder hinschicken, aber dann muss die Postadresse in Deutschland auf dem inneren und äußeren Umschlag zu lesen sein. Auch da muss man Deadlines beachten. Die gesammelten Wahlbriefe werden dann mit der Diplomatenpost geschickt. Es ist ja auch nicht billig, einen Brief in die USA zu schicken. Auch das kann eine Hürde sein, die jemanden daran hindert, seine Stimme abzugeben.

taz: Seit wann leben Sie in Deutschland und wie kam es dazu?

Walther: Ich sollte fünf Monate bleiben. Ich war als Austauschstudentin an der Uni in Kiel und habe da meinen zukünftigen Mann im Wohnheim kennengelernt. Ich trug einen Cowboyhut. Das hätte ich mich zu Hause nie getraut, aber hier habe ich mir gesagt, hier kennt mich keiner. Das hat ihn bestimmt überzeugt (lacht).

taz: Und dann sind Sie direkt geblieben?

Walther: Ich habe noch ein Semester in Kiel studiert, und dann bin ich nach Hause gefahren, um meinen Bachelor abzuschließen. Und zwei Wochen, nachdem ich mein Diplom in der Hand hatte, bin ich zurückgekommen und habe ihm gesagt, dass ich lieber in Lübeck wohnen möchte als in Kiel. Und seitdem sind wir hier.

taz: Und was ist mit der deutschen Staatsbürgerschaft?

Walther: Ich bin nur Amerikanerin. Ich würde gern auch Deutsche werden. Ich habe meinen Antrag im Juli abgegeben und sie haben gesagt, dass es vielleicht zwei Jahre dauern wird.

taz: So lange! Behörden sollten nicht zwei Jahre brauchen, um Anliegen von Bür­ge­r*in­nen zu bearbeiten.

Walther: Nein. Sie sollten Leute einstellen, damit es schneller geht. Ich muss mich in Geduld fassen und warten. Aber das fände ich richtig toll, wenn ich auch hier wählen dürfte. Ich bezahle Steuern und bin Teil der Gesellschaft. Ich möchte auch meine Stimme abgeben.

„Und viele, die zwei Nationalitäten haben, wissen gar nicht, dass sie wählen dürfen“

taz: Hätten Sie sich nicht längst einbürgern lassen können?

Walther: Ja, ich bin mehr als dreißig Jahre hier. Eigentlich lebe ich länger in Deutschland als in den USA. Aber bisher hätte ich dann meine amerikanische Staatsbürgerschaft abgeben müssen. Erst mit der jetzigen Regierung darf ich sie behalten. Was mir sehr wichtig ist, weil es ein wichtiger Teil von mir ist. Und ich bin auch mit dieser Staatsbürgerschaft eine bessere Deutsche.

taz: Wie das?

Walther: Durch meine Arbeit mit Democrats Abroad helfe ich den Democrats, die auch Deutschland helfen. Trump ist gegen diese Verbindung und gegen Umweltabsprachen und gegen die Nato. Daher tue ich viel mehr für Deutschland, wenn ich Amerikanerin bleibe, als wenn ich das abgeben würde. Es ist in ihrem Interesse, das zuzulassen.

taz: Haben Sie sich auch vor den Democrats Abroad schon politisch engagiert?

Walther: Ich habe internationale Politik studiert. Und ich fand es immer interessant, wie Nationen miteinander umgehen, wie sie Diplomatie ausüben – Spiel ist nicht das richtige Wort, es ist fast wie ein Tanz. Aber mit Barack Obama habe ich mich nochmal anders für Politik interessiert. Ich fand ihn toll, also ich finde ihn immer noch toll.

taz: Was beeindruckt Sie an ihm?

Walther: Durch Barack Obama habe ich gesehen, dass Politik wirklich ein Kampf ist für die Rechte von Menschen, die diese selbst nicht erkämpfen können. Ich habe gesehen, dass es wirklich wichtig ist, dass wir Politiker haben, die für uns kämpfen. Für die armen Menschen, für die Mütter, die arbeiten, die alleinstehend sind. Die haben einfach nicht die Zeit, auf die Straße zu gehen oder Briefe zu schreiben. Die müssen Leute wählen, die das für sie machen. Und er hat das begriffen und auch mit dieser Einstellung auch gewonnen, und das hat mich begeistert. Aber ich hatte zu der Zeit selbst kleine Kinder, und ich habe das mehr mit Abstand verfolgt, und ich hatte immer das Vertrauen, dass die Politik in den USA schon läuft. Ich glaube, wenn alles richtig läuft, dann fühlt man sich nicht so gezwungen, aktiv zu werden.

taz: Wie werden Sie den Wahlabend verbringen?

Walther: 2016 war ich in Hamburg bei einer Wahlparty von den Democrats Abroad. Ich habe im Hotel übernachtet, da war ich allein und das war einfach schlimm. Das mache ich nicht noch mal. Ich bleibe bei meiner Familie. Und ich bin mir sicher: Der 6. November 2024 wird viel positiver sein als der Tag nach den Wahlen 2016.