berliner szenen
: Essen, Blumen und Nails

Wer kennt die vier Bereiche, in denen Viet­na­me­s:in­nen besonders erfolgreich sind?“, fragt unser Tourguide im Dong Xuan Center. Viele Vietnames:innen, erzählt er, hätten sich nach dem Ende der DDR selbstständig gemacht. „In der Gastronomie, wo man als Imbiss kaum Startkapital brauchte, mit Gerichten wie Ente kross oder Chinapfanne. Damals gab’s für vietnamesische Küche noch kein Bewusstsein.“ Die Menschen seien weniger gereist und auch seltener essen gegangen. „Ich hatte schon Teilnehmer aus Niedersachsen“, sagt der Guide, „da ist das immer noch so: Vietnamese gleich Chinese. Hauptsache günstig und viel.“

Apropos günstig und viel, das ist die Überleitung zum nächsten Thema: Blumen. „Das ist auch so ein Berlin-Ding“, sagt der Guide. „Meistens werden solche Blumenläden von einem vietnamesischen Ehepaar geführt: die arbeiten jeden Tag, den ganzen Tag und sparen sich so die Kosten für Mitarbeiter. Dadurch können sie günstiger sein als alle anderen. Der Floristen-Handel ist nämlich am Kämpfen. Vietnamesen sind bekannt dafür, den Preis zu drücken.“

Den dritten Bereich errät niemand. Änderungsschneiderei. Einfache Erklärung laut Guide: Viele vietnamesische Vertragsarbeiterinnen beherrschten das Handwerk schon, bevor sie in die DDR kamen.

„Und … last but not least?“, fragt der Guide. „Massage?“, versucht es jemand. Kopfschütteln. Der Guide hilft nach: „Auch ein junges Phänomen. Aber mittlerweile an vielen Händen.“ Kunstfingernägel. „Tippi Hedren. Hat in Hitchcock-Filmen gespielt. Sie besuchte ein vietnamesisches Flüchtlingsheim in den USA. Die Frauen bewunderten ihre wohlgestalteten Nägel. So kam Tippi auf die Idee, einigen dieser Frauen eine Pediküre-Ausbildung zu finanzieren.“

Marielle Kreienborg