Kostengünstiges Gaming: Eine Liebeserklärung an den Laptop

Er surrt, klappert und wird warm. Der Laptop eignet sich nicht nur für Arbeiten und Filme, sondern auch zum Zocken. Wenn man für Abstriche bereit ist.

Finger einer Frau auf der Tastatur eines Laptop

Es braucht keine Konsole, zum Gaming reicht auch der gute alte Laptop Foto: imago

Wenn ich deinen An-Knopf drücke, klapperst du kurz rhythmisch. Dann verwandelt sich das Klappern in ein Surren, ganz gleichmäßig wie eine Eieruhr. Wenige Sekunden später leuchtet dein Bildschirm auf. Leise und vertraut schnipsen die Tasten unter meinen Fingern, während ich das Passwort eingebe. Wenn ich „Sims 4“ spiele, pfeifst du manchmal auch ein bisschen und wärmst mir im Bett meine Oberschenkel. Laptop, heute möchte ich dir ­danken.

Ich musste daran denken, wie sehr ich dich mag, als der Elektronikkonzern Sony seine neue Konsole ankündigte: die Playstation 5 Pro. Das ist der Nachfolger der Playstation 5, die 2020 herauskam. Die Pro-Version soll 800 Euro kosten – genau wie du, als ich dich 2020 gekauft habe!

Unter Game­r:in­nen hat der Preis für einen Aufschrei gesorgt. Schon die 500 Euro für die PS5 damals waren Wucher. Und jetzt das. Klar, leistungsstarke PCs wie du waren immer teuer, aber dafür eben auch sehr flexibel einsetzbar. Wir kennen uns jetzt seit vier Jahren. Du bist mein wichtigstes Arbeitswerkzeug, läufst fast jeden Tag stundenlang, bist mein Kino für zu Hause und meine Brücke zu Freund:in­nen, die nicht in Berlin wohnen. Und du bahnst mir Wege in die virtuellen Welten von Videospielen.

Nicht alle brauchen diese Vielseitigkeit, die ein Laptop wie du bietet. Dann ist es bequemer, eine Konsole zu kaufen, die einfach nur zum Zocken da ist. Vor allem sind Konsolen günstiger als PCs und werden – vermutlich deshalb – deutlich häufiger von jüngeren Zo­­cker:in­nen genutzt. Aber 800 Euro? Das können sich viele junge Menschen nicht mal eben so leisten.

Geschichten statt Optik

Videospiele sind eigentlich kein teures Hobby. Wenn ich zum Beispiel den Preis für „The Witcher 3: Wild Hunt“ durch die 165 Stunden Spielspaß rechne, die du und ich damit hatten, habe ich nur 30 Cent pro Stunde gezahlt. Teuer ist die Technik, mit der man spielt. Und je teurer die Technik, desto mehr werden Videospiele zum Elitehobby.

Sony begründet den Preis mit 45 Prozent mehr Leistung. Das heißt, die Spiele werden noch realistischer aussehen. Gleichzeitig laufen sie flüssiger. Und ich muss zugeben: Da hat die PS5 Pro was, das du nicht hast. Denn immer, wenn ich ein neues Spiel installiert habe, gehe ich zuerst in die Spieleinstellungen auf Grafik und drehe alle Optionen auf Minimum. Du kannst Grafik nicht besonders gut. Aber das ist okay. Weil, die ist mir ehrlich gesagt überhaupt nicht wichtig.

Auch wenn nicht jede Feder der Greife in „The Witcher“ glänzt und das Laub auf dem Boden in „Red Dead ­Redemption 2“ eher nach verschwommener brauner Pampe aussieht: Was mich wirklich reinzieht, ist nicht die Optik, sondern sind die Geschichten und die Action.

Vielleicht versteht das auch irgendwann die Gamingbranche und setzt bei ihren neuen Spielen wieder mehr auf inhaltliche Innovation als auf krasse Grafik. Ich wäre jedenfalls bereit für ein ganz neues Abenteuer mit dir.

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Hat in Leipzig Journalismus studiert und ist seit 2022 fest bei der taz, aktuell im Online-Ressort als CvD und Nachrichtenchefin. Schreibt am liebsten über Wissenschaft, Technik und Gesellschaft, unter anderem in ihrer Kolumne Zockerzecke.

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