Mark Robinson: Trump und der „schwarze Nazi“

Mark Robinson ist republikanischer Gouverneurskandidat in North Carolina. Auf einer Porno-Seite soll der Trump-Vertraute verstörend aufgefallen sein.

Politiker Mark Robinson bei einer Rede.

Für Donald Trump ein Martin Luther King auf Steroiden: Mark Robinson Foto: Matt Rourke/ap

DURHAM taz | Im historischen Carolina-Theater in der Studentenstadt Durham jubelt das liberale Publikum am Samstagabend beim Comedy-Standup. „Wie beschissen musst du sein, wenn selbst Trump, 34 Mal verurteilt und ein Sexualstraftäter, dich nicht auf die Bühne laden will?“, sagt der Comedian auf dem Podium. Und: „Wenn du Kommentare auf einem Porno-Kanal verfasst, bedeutet das vielleicht: Du warst da einen Tick zu viel.“ Die Stimmung ist ausgelassen, es gibt Grund zu feiern.

Ein neuer Skandal reiht sich in die Kette der Verrücktheiten des US-Wahlkampfes: Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte CNN eine Untersuchung zu Mark Robinson, 55, dem republikanischen Vize-Governeur von North Carolina. So soll Robinson zwischen 2008 und 2012, noch vor Beginn seiner politischen Laufbahn, auf dem Pornoportal „Nude Africa“ anstößige Kommentare gepostet haben.

Unter dem Username „minisoldier“ bezeichnete sich als „schwarzer NAZI“ und verteidigte Sklaverei. Er gab seine Vorliebe für Transsexuellen-Pornos an und prahlte damit, als Teenager heimlich Frauen beim Duschen im Fitnessstudio zugeschaut zu haben und gestand, „ein Perverser“ zu sein. Robinsons Kommentare enthielten so viele grausame Details, dass CNN darauf verzichtete, sie im Wortlaut zu veröffentlichen. Nachdem CNN Robinson und sein Team mit den Vorwürfen konfrontiert hatte, dauerte es 48 Stunden, bis sie ein Statement veröffentlichten, in dem sie alles dementierten. Robinson selbst nannte das Beweismaterial im Interview mit CNN „Lügen der Klatschpresse“. Er versprach, weiter im Rennen um den Gouverneursposten gegen den Demokraten John Stein zu bleiben. Noch bevor CNN die Recherche veröffentlichte, lag John Stein in Umfragen fünf Prozentpunkte vor Robinson. Ein Sieg wäre in beiden Fällen historisch: Stein wäre der erste jüdische Gouverneur des Bundesstaates, Robinson der erste Schwarze.

Bereits in der Vergangenheit hatte Robinson, ein evangelikaler Christ und ehemaliger Tischler, mit menschenverachtenden Aussagen für Aufsehen gesorgt. Er nannte Homosexuelle und Transsexuelle „Dreck“, machte sich über Überlebende von Schießereien lustig und sprach sich selbst in Vergewaltigungsfällen gegen Abtreibung aus. Auf „Nude Africa“ schrieb er, es sei ihm egal, ob eine berühmte Person eine Abtreibung vornehmen würde – „ich will nur das Sextape sehen“. 24 Stunden nach Veröffentlichung der Vorwürfe wurden die Posts, die mit Robinsons Namen und seiner E-Mail-Adresse assoziiert waren, gelöscht.

North Carolina ein wichtiger Swing State

Bei einer Rally am Samstag in Wilmington, einer Küstenstadt North Carolinas, mit Donald Trump war Robinson nicht anwesend. Trump selbst verlor über ihn kein Wort. Zuvor hatte er Robinson als „Martin Luther King auf Steroiden“ gelobt – als einer der größten Anführer dieses Landes sei er sogar „doppelt so gut wie MLK“. Robinson soll King auf „Nude Afrika“ als „Krämer“ und „Made“ beleidigt haben

Trumps Vize JD Vance sagte in einem Interview mit NBC News, die Vorwürfe gegen Robinson müssten nicht unbedingt der Realität entsprechen. Die Frage zu Plänen über einen gemeinsamen Wahlkampf verneinte er.

Nun ist North Carolina nicht irgendein Bundesstaat. 2008 gewann Barack Obama hier mit einem Vorsprung von nur 14.000 Stimmen – seit Jimmy Carters Sieg 1976 als einziger Demokrat. Vier Jahre später konnte er den Erfolg nicht mehr wiederholen. North Carolina ist der einzige der sieben Swing States, den Trump 2020 mit einem Vorsprung von 1,4 Prozent gegen Biden gewann. Bisher zeigen Umfragewerte ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris.

Nach der Präsidentschaftsdebatte vor knapp zwei Wochen reiste Harris zunächst nach North Carolina, um dort ihren Wahlkampf fortzusetzen. Ihre Kampagne beschäftigt mittlerweile mehr als 230 Mitarbeiter in dem Bundesstaat, mit Schwerpunkt auf ländlichen Gegenden und lokalen Initiativen, bei denen die Wahlkämpfer in ihren eigenen Gemeinden aktiv sind. Polarisierende Themen wie Geschlechtsidentität und Hautfarbe versucht man zu vermeiden. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Werte und pragmatische Fragen.

Unverhofftes Glück für Harris

Mit sechzehn Wahlleutestimmen aus North Carolina stünden Harris’ Chancen dann sehr gut, die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Doch die Stimme für den Gouverneur und die Stimme für einen Präsidenten sind zwei Paar Stiefel. 2016 und 2020 wählte die Bevölkerung des Bundesstaates Roy Cooper zum demokratischen Gouverneur – als Präsidenten wollten sie aber Donald Trump.

Trotzdem kommen die Enthüllungen über Robinson als unverhofftes Glück für Harris und ihre Partei. „Beste Freunde“, kommentierte Kamala Harris die Allianz zwischen Trump und Robinson auf X. Alleine zwischen September und dem 5. November, dem Tag der Präsidentschaftswahl, hat die Partei ihr Budget für Fernsehwerbung auf beinahe 45 Millionen Dollar angehoben, berichtet die Datenfirma AdImpact. Bei den Republikanern sind es grob 40 Millionen. Mittlerweile gibt es schon einen neuen demokratischen Werbespot, in dem zu sehen ist, wie Trump Robinson in den Himmel lobt: „Beide sind falsch für North Carolina“, sagt eine Stimme aus dem Off.

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