Gewerkschaft kritisiert Schünemann

POLIZEIFEHLER Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft bemängelt Äußerungen des niedersächsischen Innenministers zu internen Ermittlungen in Emden. Er habe des Ergebnis vorweg genommen

Die Überprüfung des Umfelds des mutmaßlichen Täters geht weiter

Kritik von ungewohnter Seite für Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU): Rainer Wendt, der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, kritisiert ihn wegen seiner Äußerungen zu Polizeipannen in Emden als voreingenommen. „Ich gehe von keinem fairen Verfahren aus, weil Uwe Schünemann als oberster Dienstherr das Ergebnis bereits vorweggenommen hat“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Interne Ermittler untersuchen, warum die Anzeigen eines 18-Jährigen wegen des Besitzes von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch für ihn folgenlos blieben. Er ist der mutmaßliche Täter, der die elfjährigen Lena aus Emden getötet hat.

Schünemann hatte in der vergangenen Woche von Fehlern einzelner Beamter gesprochen und strukturelle Probleme bei der Polizei ausgeschlossen. Gegen vier Polizisten laufen Disziplinarverfahren. Zwei von ihnen müssen sich außerdem einem Ermittlungsverfahren wegen Strafvereitelung im Amt stellen.

Im Mordfall Lena muss nach Ansicht Wendts auch die Rolle der Psychiatrie und des zuständigen Jugendamtes geklärt werden. Diese Einrichtungen dürften sich nicht aus der Affäre stehlen. Künftig forderte er bei ähnlichen Vorgängen sogenannte Fallkonferenzen wie bei der Sicherungsverwahrung.

Die Aschendorfer Kinder- und Jugendpsychiatrie hatte den mutmaßlichen Täter nach einer Selbstanzeige zwei Monate lang betreut. Das Jugendamt Emden war nach eigenen Angaben nicht mit dem Fall beschäftigt.

Die Tatwaffe bleibt derweil weiter verschwunden. Es werde weiter nach „beweisrelevanten Gegenständen“ gesucht, der Einsatz von Polizeitauchern sei jedoch abgeschlossen, sagte eine Polizeisprecherin am Ostermontag. Die Überprüfung des Umfelds des mutmaßlichen Täters gehe unvermindert weiter. Dabei soll geklärt werden, ob der in Untersuchungshaft sitzende 18-Jährige auch im Zusammenhang mit weiteren Straftaten im Raum Emden steht. (dpa/dapd)