Neue Disney+ Serie über Lagerfeld: Nach Ruhm streben
Mit tollem Hauptdarsteller blickt die Serie „Becoming Karl Lagerfeld“ auf die Zeit, bevor der Designer ergraute. Neue Erkenntnisse gibt es aber kaum.
Braucht es wirklich ein Biopic über Karl Lagerfeld, der zu Lebzeiten nicht nur als Design-Promi unerreichbar ikonisch, sondern vor allem auch omnipräsent war? Und dann auch noch mit Daniel Brühl in der Hauptrolle, der gemeinhin ja nicht unbedingt an Mode und Glamour denken lässt? Ja. „Becoming Karl Lagerfeld“ ist eine gelungene Überraschung.
Brühl spielt in dem von den Französinnen Isaure Pisani-Ferry, Jennifer Have und Raphaëlle Bacqué verantworteten Sechsteiler nicht jenen berühmten, elegant ergrauten Karl Lagerfeld. Viel mehr gibt er den Designer in seinem mittleren Lebensdrittel in den 70er Jahren, nicht mehr ganz jung und längst in Paris für Chloé tätig, aber noch weit entfernt vom Ruhm.
„Becoming Karl Lagerfeld“ blickt nun auf den beruflichen Reifeprozess Lagerfelds, seinen Ehrgeiz und seine Arbeitswut, Grabenkämpfe in der Pariser Modewelt und seinen Traum von der Haute Couture, doch die Mode und ihre Entstehung kommen fast ein wenig zu kurz.
Was treibt Lagerfeld um?
Im Zentrum steht eher die große, reichlich komplizierte Liebe zum ausschweifend-lebenslustigen Jacques de Bascher (umwerfend: Théodore Pellerin), auf den auch der große Konkurrent Yves Saint Laurent (Arnaud Valois) ein Auge geworfen hat.
Immerhin: Die vielschichtige Beziehungsgeschichte bietet genug Stoff für die Serie – und Brühl erweist sich als Glücksgriff. Optische Ähnlichkeit wird vor allem mittels Sonnenbrille, Fächer und Handschuhen hergestellt. Doch darüber hinaus nähert sich Brühl Lagerfeld eindrucksvoll an, indem er Körperhaltung, Mimik, Sprachduktus bis zu kleinen Manierismen kopiert.
Am Ende fehlen allerdings neue Erkenntnisse. Was trieb Lagerfeld um? Woher kam das komplizierte Verhältnis zu „Mutti“, die riesigen Ambitionen, die Ess- und Intimitätsstörungen? Auch da bleibt die Serie also Lagerfeld treu.