„Große Bereicherung“

Boys’ Day: Hamburgs Kitas suchen Männer

■ 48, stellvertretende Leiterin der Kita Hallerstraße, ist Erzieherin und hat sich zur Fachwirtin Kindertagesstätten fortgebildet.

taz: Frau Grage, haben Sie in Ihrer Kita männliche Betreuer?

Marianne Grage: In den zehn Jahren, die ich nun hier bin, hatten wir ab und zu Zivildienstleistende und Praktikanten, aber keine festen Mitarbeiter. Es gab Phasen ganz ohne Männer in der Betreuung. Dass Jungs sich so selten für dieses Berufsfeld interessieren, finde ich schade, weil es auch für sie eine Bereicherung sein kann.

Vermissen Sie männliche Kollegen in der Kindererziehung?

Wir haben unsere Betreuer immer als Bereicherung empfunden und die Kleinen haben sich auch sehr gefreut. Außerdem bringt es ein neues Rollenvorbild. Zusätzlich hilft es dem Betreuerberuf von dem „Tantentouch“ wegzukommen, der ihm anhaftet.

Was meinen Sie mit „Tantentouch“?

Das Stereotyp der Betreuerin ist ja das der Kekse knabbernden, Memory spielenden Frau, die sich im Sommer am Sandkasten bräunen lässt. Aber die Aufgabe geht weit darüber hinaus. Wenn ein Mann in der Kita ist, wird das sofort anders wahrgenommen.

Übernehmen bei Ihnen beide Geschlechter gleiche Aufgaben im Umgang mit den Kindern?

Ja, das unterscheidet sich überhaupt nicht. Wir sind alle für alles verantwortlich.

Sprechen denn Ihre weiblichen Kolleginnen anders mit ihren Schützlingen, als die männlichen?

Nein, auch nicht. Ich kann da keine Unterschiede feststellen. Trotzdem ist es natürlich ein ganz neuer Impuls, wenn ein Mann mit den Kindern spricht. Wir sind immer glücklich über männliche Verstärkung.INTERVIEW: STELLA WÄCHTER

Der Boys’ Day ist eine bundesweite Aktion, bei der Jungen in typische Frauenberufe hineinschnuppern können, auch in der Kita des Studierendenwerks in der Hallerstraße