Star am Bau ohne Kompromisse

PORTRÄT Arte zeigt die Architektin Zaha Hadid als „Löwin unter Wölfen“ (Sa., 17.20 Uhr)

Bei der Eröffnung des Chanel-Museums in Hongkong steht Karl Lagerfeld neben ihr und himmelt sie an. Dieses Bild zu Beginn zeigt: Zaha Hadid ist heute eine glitzernde Persönlichkeit. Das war nicht immer so.

15 Jahre lang galt sie als die „Ungebaute“ in der von Männern dominierten Architekturszene. Denn Hadid räumte mit ihren futuristischen Entwürfen viele Preise ab, hat aber nie ein Gebäude errichtet. Zu kompliziert, zu unbequem sei sie, sagten Kritiker. „Nur weil ich eine Frau bin“, sagt Hadid, „wäre ich ein Mann, hätte das niemand gesagt.“ 1993 baute sie die Feuerwache für die Vitra-Möbelfabrik in Weil am Rhein, dann ging es steil bergauf.

Hadid wurde 1950 in Bagdad geboren. Sie studierte Mathematik in Beirut und anschließend Architektur in London, wo sie bis heute lebt. Sie plant und baut auf der ganzen Welt: In Rom, Saragossa, Berlin und Wolfsburg; zunehmend in China, den USA und den Arabischen Emiraten. Als bisher einzige Frau erhielt sie 2004 den Pritzker-Preis, den „Nobelpreis der Architektur“.

In seiner Dokumentation lässt Horst Brandenburg Kollegen zu Wort kommen, die Hadid eine kompromisslose Perfektionistin nennen. „Sie schafft es, alle um sich herum zu frustrieren, wenn sie es will“, sagt der deutsche Architekt Patrick Schumacher.

Hadid designt heute, worauf sie Lust hat: Autos, Schuhe, Sitzgarnituren oder eine Oper für Dubai. Auf eines legt sie Wert: Sie ist Architektin, keine Künstlerin. Ihr Markenzeichen waren zunächst scharfe Kanten, dann immer mehr aerodynamisch-fließende Formen.

Hadids persönliche Wandlung macht Brandenburg daran fest: von der kühlen und radikalen Theoretikerin zur offenen und versöhnlichen Architektin. Der Mensch, der hinter der professionellen Fassade steckt, kommt dabei nur selten zum Vorschein. ALEXANDRA GDANIETZ