25 Jahre Kreuzberg

STATISTIK Die soziale Schere im Bezirk klafft weiter auseinander als noch vor 25 Jahren

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Kreuzberg der am dichtesten besiedelte Bezirk Berlins – daran hat sich bis heute nichts geändert. 14.213 Einwohner leben in Kreuzberg durchschnittlich auf einem Quadratkilometer, im Berliner Schnitt beträgt die Bevölkerungsdichte lediglich 3.861 Personen. Dabei hat die Bevölkerungszahl in den vergangenen 25 Jahren sogar noch zugenommen. 1987 lebten in Kreuzberg 142.050 Menschen, derzeit sind es 147.532.

Soziale Lage

Die soziale und wirtschaftliche Lage der Bewohner hat sich auseinanderbewegt. 1987 betrug die Arbeitslosenquote 17 Prozent, 1995 war sie auf 22 Prozent gestiegen. Inzwischen ist sie wieder auf 15 Prozent gesunken – was aber vor allem mit der Bezirksfusion zu tun hat. Die Statistik weist heute nur noch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf, zwei Altbezirke, die sich immer mehr auseinanderentwickeln. Gleichzeitig ist der Rückgang der Arbeitslosenquote auch ein Hinweis auf den Zuzug besser Verdienender in den Bezirk. Die soziale Schere geht weiter auseinander.

Vor 25 Jahren war Kreuzberg noch ein Paradies für Mieter. Noch galt in Westberlin – anders als im Rest der Bundesrepublik – die sogenannte Mietpreisbindung. Mieterhöhungen waren grundsätzlich nicht zulässig, allerdings gab es auch kaum Investitionen. Die Zahl der Wohnungen, die leerstanden, wuchs. Allerdings war die Aufhebung der sogenannten Wohnungszwangswirtschaft zum 1. Januar 1988 beschlossene Sache. Deshalb wurde Ende 1987 auch der erste Mietspiegel erstellt, um Mietsteigerungen künftig anhand von Vergleichsmieten möglich zu machen.

Ein Vierteljahrhundert später gehört Friedrichshain-Kreuzberg zu den teuersten Bezirken in ganz Berlin. Die durchschnittliche Miete bei Neuvermietungen liegt derzeit bei sechs Euro pro Quadratmeter. Nach Friedrichshain-Kreuzberg ist damit Charlottenburg-Wilmersdorf der teuerste Bezirk. Das durchschnittliche Nettoeinkommen der Einwohner des Bezirks ist mit 1.400 Euro jedoch das geringste der Stadt.

Bezirk der Singles

Friedrichshain-Kreuzberg ist der Bezirk der Singles. Beim Mikrozensus 2008 betrug die durchschnittliche Haushaltsgröße 1,5 Personen – das ist Minusrekord in Berlin. Gleichzeitig ist der Bezirk aber auch derjenige, bei dem der sonst steigende Flächenverbrauch pro Person sinkt und nicht steigt. Neben der steigenden Anzahl der Singles ist das ein weiterer deutlicher Hinweis auf eine zunehmende Überbelegung.

Berlin ist eine Mieterstadt. Das gilt zwar immer noch – aber nicht mehr überall. Gab es 1987 in Kreuzberg kaum Eigentumswohnungen, sind in Friedrichshain-Kreuzberg inzwischen zwölf Prozent der Wohnungen umgewandelt. Der Bezirk gehört deshalb zu jenen fünf Bezirken, in denen die Kündigungsfrist bei Eigenbedarfskündigungen nicht bei fünf, sondern bei sieben Jahren liegt. wera