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Wenn der Koran und die Bibel konkurrieren
Und was sagt uns dann der Prophet?“, fragt ein junger bärtiger Mann im bunten Kaftan eine Gruppe junger Frauen. Diese werfen sich verstohlene Blicke zu und kichern. Sie stehen in der Dortmunder Fußgängerzone, in der Nähe vom Hauptbahnhof. Auf der Straße ist es so laut, dass der Mann fast schreien muss. Er hält ein Buch in der Hand, neben ihm ein Stapel Bücher und ein Plakat: „Den Koran verstehen“.
Einige Meter weiter steht ein Fahrradanhänger, auch voller Bücher, mit einem Schild: „Bibeln zu verschenken“. Ein Mann versucht, die kleinen blauen Bände zu verteilen, als wären sie Flugblätter. Er trägt ein ebenso blaues Hemd, halboffen und verschwitzt. „Das Wort Gottes, das Wort Gottes?“, wiederholt er immer wieder und schaut den Passanten hinterher.
Vielleicht, weil er diese Worte zu singen scheint, erinnert die Szene an ein Hip-Hop-Battle. Die beiden Männer können sich nicht sehen, trotzdem scheinen sie zu konkurrieren. Während aber beim jungen Mann die Frauen noch aufmerksam zuhören, bleibt beim Bibel-Mann nur kurz ein alter Herr stehen. Er guckt sich genauer an, was er in der Hand hat, und gibt es zurück. Luciana Ferrando