Artenschutz für Brummifahrer

SPRACHE Lastwagenfahrer werden dringend gesucht, doch die Prüfung ist auf Deutsch. Die Straßenverkehrsgenossenschaft bietet neue Kurse für Einwanderer

„Aber ein, zwei Kollegen bei mir im Kurs haben es schon schwerer als die Deutschen“

Iskender Akyol, Lkw-Fahrer in spe

VON TIMO ROBBEN

Manche Exemplare sind so schwer wie rund zehn Elefanten und so stark wie 400 Pferde. In Deutschland kommen sie häufiger vor, als manchem lieb ist – die Rede ist von Lkw. Die sind in Zukunft eventuell weniger häufig auf deutschen Straßen zu sehen.

„Ein Drittel der 790.000 Berufskraftfahrer in Deutschland werden in den nächsten 15 Jahren altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden“, sagt Andreas Mähler, der Geschäftsführer der Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) Hamburg. Dem stünden 20.000 neue Stellen gegenüber, die im Transportgewerbe jedes Jahr zusätzlich besetzt werden müssen.

Die SVG hat jetzt eine Alternative zu der konventionellen Berufskraftfahrer-Ausbildung entwickelt. Zusammen mit der Agentur für Arbeit bietet die Genossenschaft eine sechsmonatige Qualifizierungsmaßnahme an, die auf die entsprechenden Prüfungen der Handelskammer vorbereitet. Die SVG bildet aus, die Agentur für Arbeit vermittelt und finanziert gegebenenfalls. Besteht der Prüfling den Test vor der Handelskammer, darf er gewerblich Lkw fahren.

„Wir haben festgestellt, dass Menschen mit Migrationshintergrund oft Probleme haben, die Prüfungen in deutscher Sprache zu bestehen“, sagt Mähler. Anders als die Führerschein-Prüfung für Pkw muss die Prüfung für Lastkraftwagen auf Deutsch absolviert werden. Deswegen hat die SVG Hamburg jetzt – zusammen mit dem Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH), der Berlitz-Sprachschule und der Agentur für Arbeit – das Projekt Euro-Trucker ins Leben gerufen. Der Qualifikationsmaßnahme wird in Hamburg ab dem 30. Mai ein sechswöchiger Sprachkurs vorgeschaltet, in dem die Teilnehmer ihre Deutschkenntnisse verbessern können.

Iskender Akyol kennt diese Schwierigkeiten. Vor 20 Jahren ist der Türke nach Deutschland gekommen. „Ich habe sechs Monate Deutsch gelernt. Danach noch mal drei. Da haben wir die Werkzeugnamen gelernt“, erinnert er. Trotzdem landete er in der Warteliste des Arbeitsamtes. Bis heute hat der 47-Jährige noch keine Ausbildung machen können. Jetzt nutzt der fünffache Familienvater die Qualifikationsmaßnahme des SVG. Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat er nicht mehr. „Aber ein, zwei Kollegen bei mir im Kurs haben es schon schwerer als die Deutschen“, sagt er. Der vorgeschaltete Deutschkurs sei sinnvoll. „Vielleicht wäre es damals auch einfacher gewesen, wenn ich sowas gemacht hätte“, sagt der Hamburger.

Die Sprachlehrer der Berlitz-Sprachschulen möchten die Sprachbarrieren aus dem Weg räumen. Vera Janssen kümmert sich um die Aufträge der Sprachschule, die von öffentlichen Trägern wie der Agentur für Arbeit finanziert werden. „Wir arbeiten eng mit der SVG zusammen“, sagt die 59-Jährige. „Natürlich müssen unsere Mitarbeiter sich die berufsspezifischen Kenntnisse noch mal aneignen“, erklärt sie weiter. Werkzeugnamen und spezielle Begriffe für Teile des Motors sind schon in der Muttersprache eher unbekannt.

„Die Menschen, die zu uns kommen, haben ja schon einen Deutschkurs gemacht, als sie nach Deutschland kamen“, sagt Janssen. Man müsse also nur aufbauen und nicht noch mal von vorn anfangen. „Aber das Deutsch, was die Migranten während des Immigrationskurses lernen, reicht für den Arbeitsmarkt oft nicht aus.“