„Viel zu nah dran“

Nach dem Tod eines Motorradfahrers beim Triathlon in Hamburg wird über Sicherheitsfragen und einen möglichen Abbruch diskutiert

Der Präsident der Deutschen Triathlon Union hat die Veranstalter der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg nach dem Unfalltod eines Motorradpiloten in Schutz genommen. „Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat beim Triathlon“, sagte Martin Engelhardt am Montag im Deutschlandfunk.

Dass das Rennen am Sonntag nicht abgebrochen wurde, habe mit der „Gesamtverantwortung“ der Veranstalter, „auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt“, zu tun gehabt. „Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2.000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren“, sagte Engelhardt: „Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist.“

Engelhardt sagte, dass die Entscheidung gegen einen Rennabbruch das Team in Hamburg getroffen habe und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation. Er nannte die Organisatoren erfahren, sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht.

Der Unfall geschah 2:25 Stunden nach dem Start auf einer geraden Strecke parallel zu einem Deich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Der Livestream bei ironman.com zeigte, dass der Motorradfahrer mit einem Fotografen auf seiner Maschine andere Motorräder überholte und dann mit dem entgegenkommenden Sportler kollidierte. Nach Angaben der Polizei starb der 70 Jahre alte Motorradfahrer noch am Unfallort, der Sportler (26) wurde schwer verletzt. Der Kameramann (50) auf dem Motorrad erlitt einen Schock und wurde wie der Triathlet in ein Krankenhaus gebracht.

Nachdem der Unfallort abgesperrt worden war, trugen Teilnehmer teilweise ihre Räder über den angrenzenden Deich, um weiterfahren zu können. Ob das Rennen, das auch als WM-Qualifikation gewertet wird, sportlich regulär gewesen sei, darüber könne man streiten, sagte Engelhardt. Die Athleten hätten aber wenig Anspruch, weil es sich um eine von einer Firma organisierte Meisterschaft handle, erklärte er.

Jan Frodeno, Ironman-Weltmeister und am Sonntag in Hamburg Vierter im Ziel, erklärte: „Rein sportlich gesehen war es nicht fair, weil die Motorräder einfach viel zu nahe dran waren. Das war eine völlige Farce. Und dann auch noch mit dem Gegenverkehr.“ Zudem sagte er: „Ich weiß, dass es immer medial begleitet werden muss, aber die Athletensicherheit muss irgendwie vorgehen“.

Die Veranstalter des traditionsreichen Triathlons im fränkischen Roth verwiesen nach dem Unglück in Hamburg auf ihr besonders strenges Verkehrskonzept. „In Roth gibt es keine Out-and-back-Strecken mit Gegenverkehr. Wir versuchen, immer breite Straßen zu wählen und nicht solche Dämme und Kopfsteinpflaster-Passagen“, sagte Geschäftsführer Felix Walchshöfer dem Bayerischen Rundfunk am Sonntag. Bei der Veranstaltung am 25. Juni in Mittelfranken werden etwa keine externen Medienschaffenden auf Motorrädern auf der Radstrecke zugelassen. Konkret seien es 40 Motorräder weniger, sagte Walchshöfer. (taz, dpa)