Energiewende in Schleswig-Holstein: Staat lockt Giga-Batteriefabrik an

Die Bundesregierung und das Land Schleswig-Holstein wollen den Bau einer Batteriefabrik an der Westküste fördern. Subventionswettlauf mit den USA.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck lässt sich die Batteriezellenfertigung bei Northvolt in Schweden zeigen

Bald wohl auch in Heide: Wirtschaftsminister Habeck besichtigt Batteriezellenfertigung bei Northvolt Foto: Britta Pedersen/dpa

RENDSBURG taz | Geld für die Gigafabrik: Das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Schleswig-Holstein versprechen, sich finanziell an der Fabrikation von Batteriezellen nahe der Dithmarscher Kreisstadt Heide zu beteiligen – im Gegenzug bestätigt das schwedische Unternehmen Northvolt seine Baupläne.

Konkrete Summen für die staatliche Förderung wurden bisher nicht genannt. Bundesregierung und Land erhoffen sich eine „milliardenschwere private Investition“. Die Fabrik soll an der strukturschwachen Westküste 3.000 direkte Arbeitsplätze schaffen.

Eigentlich war bereits alles abgemacht gewesen mit dem Bau der Batteriefabrik im „Clean Energy Valley“, wie Northvolt-Chef Peter Carlsson das flache Dithmarscher Land nennt, das sonst vor allem für Kohlanbau bekannt ist. Im März 2022 hatte Northvolt seine Pläne bekannt gegeben. Doch steigende Kosten für Energie und Bauarbeiten machte den Standort unattraktiver – und die USA warben mit Fördermillionen aus dem Inflation Reduction Act um ausländische Betriebe.

„Wir sind an einem Punkt, an dem wir möglicherweise den USA den Vorrang geben müssen“, hatte Carlsson im November gesagt und schon damals klar gemacht, was seine Meinung ändern könnte: „Wir sollten in Europa überlegen, wie wir unsere Förderinstrumente erweitern.“

CO2-Neutralität angepeilt

Das ist nun geschehen. „Mit diesem Engagement der Bundesregierung im Rücken hat Northvolt beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau in Heide zu gehen“, erklärte Carlsson am Freitag.

In Kiel herrscht Jubel darüber: „Die Entscheidung von Northvolt ist ein starkes Bekenntnis zum Standort Heide“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der seinem ehemaligen Landesenergiewende- und heutigen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für seinen Einsatz dankte. „In Schleswig-Holstein werden wir zeigen, wie wir erneuerbare Energie, unseren Rohstoff der Zukunft, in Wertschöpfung und Wachstum verwandeln und gleichzeitig unsere Wirtschaft dekarbonisieren.“

Schleswig-Holstein produziert deutlich mehr Strom aus Windenergie, als es selbst verbrauchen kann. Die schwarz-grüne Landesregierung ist angetreten, Schleswig-Holstein in das erste CO2-neutrale Industrieland zu verwandeln. Für dieses Ziel sei die Ansiedelung von Northvolt ist ein wichtiger Meilenstein, freute sich der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Lasse Petersdotter. Mit der Entscheidung beginne ein „neues Kapitel schleswig-holsteinischer Wirtschaftsgeschichte“.

Die geplante Fabrik soll ab 2025 Batterien für eine Million E-Autos im Jahr produzieren. Parallel geplant ist eine Recycling-Anlage für die Aufbereitung von Alt-Batterien.

Die EU muss zustimmen

Gefördert werden soll auf der Grundlage des europäischen „Temporary Crisis and Transition Framework“ (TCTF). Die Förderung muss von der EU-Kommission allerdings noch genehmigt werden. Laut einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums befinden sich die Bundesregierung und die EU-Kommission dazu in „ersten konstruktiven Gesprächen“. Es wäre das erste Mal, dass das TCTF in Deutschland angewandt wird.

Eine weitere Hürde für den Bau der Fabrik haben die Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden aus dem Weg geräumt: Beide Gemeinderäte beschlossen, in die nächste Phase des Genehmigungsverfahrens einzutreten.

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