Rassistische Vorfälle in Brandenburg: Einschüchterung nicht totschweigen

Nach rassistischen Übergriffen in Schulklassen zeigt sich: Es gibt strukturellen Rassismus, auch in Politik und Medien.

Eine Gruppe hält Plakate hoch worauf Sätze stehen wie "Vielfalt statt Einfalt" oder "Entnazifizierung jetzt!!!"

Demonstrierende von „Schule ohne Diskriminierung“ stehen mit Plakaten in Cottbus Foto: Patrick Pleul/dpa

Es ist der zweite rechte Vorfall innerhalb weniger Tage. In einem Ferienlager in Brandenburg werden Schü­le­r*in­nen von Jugendlichen rassistisch angegriffen. Die Situation war so bedrohlich, dass die Klasse überstürzt abreiste. Am Samstag zuvor hatten Unbekannte zwei syrischen Mädchen das Kopftuch heruntergerissen und auf sie eingetreten.

In den Medien ist die Rede von Fremdenfeindlichkeit. Ein Begriff, der assoziiert, dass Mus­li­m*in­nen noch immer ein fremder Teil Deutschlands sind.

Sorgen bereitet nicht nur die zunehmende Gewalt gegen Muslim*innen, sondern auch die Berichterstattung und die Aufarbeitung. Während Staatsanwaltschaft und Polizei von fremdenfeindlicher Motivation sprechen, beschwichtigt der Bürgermeister der Gemeinde Heidsee, Björn Langner, gegenüber dem Focus, dass von Rassismus keine Rede sein könne, weil „niemand etwas sagen würde, wenn Muslimas mit Kopftüchern in den Supermarkt gehen“.

Die Frage müsste lauten: Wieso sollte auch jemand etwas sagen? Die Aufarbeitung solcher rassistischen Fälle zeigt nur, dass wir in Deutschland ein strukturelles Rassismusproblem haben – was aber vehement abgelehnt wird. Anstatt die Probleme und Konflikte anzugehen, wird geschwiegen. Lehrkräfte hatten in einem Brandbrief von täglichem Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie an ihrer Oberschule im brandenburgischen Burg berichtet. Sie sprechen wortwörtlich von einer „Mauer des Schweigens“.

Solche Einschüchterungsversuche dürfen nicht totgeschwiegen werden. Muslime und Nichtmuslime, die für eine harmonische Gesellschaft stehen, müssen anfangen laut zu werden. Rechtsradikalen darf kein Raum gegeben werden. Das geschieht aber, indem man das Problem so lange verharmlost, bis es zur Eskalation kommt. Im nächsten Schritt müssen rassistische Strukturen angegangen werden, indem man Raum für diese Themen schafft. Sei es im Lehrerzimmer oder im Stadtparlament. Eine Käseglocke über die Probleme zu stülpen bedeutet nicht, dass wir vor Rechtsextremismus geschützt sind.

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