Uganda und Kenia: Quakende Frösche im Schlafzimmer

Die Klimakrise sorgt in Kenia und Uganda für schwere Überschwemmungen. Aber es gibt auch Positives: Wasser wird als Verkehrsweg genutzt.

Landschaftsaufnahme des Victoria-Sees

Kampala, Entebbe, Jinja und Masaka sind über den Lake Victoria erreichbar Foto: imago

Ugandas Staatsgebiet besteht zu 20 Prozent aus Wasser, und mit dem Victoriasee besitzt das Land die Hälfte des drittgrößten Süßwassersees der Welt; aber Wasser als Verkehrsweg ist praktisch unbekannt. Auf Ugandas 28 Seen sind fast nur Fischkutter unterwegs, ein paar wenige Inselfähren und Militärboote, die Fischer jagen, wenn sie ­illegalerweise zu junge Fischbestände fangen.

Nun aber zwingt das Wasser die Regierung dazu, Wasser als Verkehrsweg zu nutzen. Und das verdanken wir dem Klimawandel. Am Donnerstag, dem 11. Mai, wachten die Ugander zu der Nachricht auf, dass eine wichtige Brücke und eine erhebliche Strecke der wichtigen Fernstraße aus Kampala nach Südwesten Richtung Tansania und Ruanda und damit in die gesamte Region der Großen Seen unter Wasser standen. Das ist auch der Verkehrsweg, der von Tansania durch Uganda hoch nach Südsudan führt, und Südsudan importiert gerade immer mehr tansanisches Getreide.

Es war nämlich der Katonga, der aus Lake Victoria westwärts Richtung Lake Edward an der kongolesischen Grenze fließt, über die Ufer getreten. Der Süden und Südwesten Ugandas waren damit komplett von der Hauptstadt abgeschnitten. So mietete Ugandas Verkehrsministerium eine Passagierfähre an, um Menschen aus Kampala in die südwestliche Stadt Masaka reisen zu lassen – eigentlich nur 128 Kilometer auf dem Landweg, aber nun mussten die Leute aus Kampala erst mal nach Entebbe und von dort per Schiff weiter. Die Reise wird subventioniert.

Nun merken die Leute plötzlich, dass vier der wichtigsten ugandischen Städte – Kampala, Entebbe, Jinja und Masaka – alle mehr oder weniger am Wasser liegen und man eigentlich ganz einfach über den Lake Victoria von einer Stadt zur nächsten fahren könnte. Die Straßen sind nämlich permanent verstopft, auch kurze Strecken dauern viele Stunden.

Nun merken die Leute plötzlich, dass vier der wichtigsten ugandischen Städte am Wasser liegen

Aber diese positive Wendung steht im Schatten der schweren Überschwemmungen und Erdrutsche der vergangenen Wochen – von den Hängen des Mount Elgon an Ugandas Grenze zu Kenia, wo jedes Jahr wegen Abholzung und Erosion Menschen auf ihren Feldern und in ihren Gärten lebendig begraben werden, bis zu den katastrophalen Schlammlawinen in Teilen der Demokratischen Republik Kongo mit Hunderten Toten. Steigende Wasserpegel richten ebenfalls schwere Schäden an. Schon während der Pandemie mussten Anwohner des Lake Victoria in allen drei Anrainerstaaten – Uganda, Kenia und Tansania – im Lockdown mit Fröschen im Schlafzimmer und Fischen im Wohnzimmer leben, viele teure Häuser mit Seeblick wurden verlassen.

Im kenianischen Kisumu verklagten Menschen Ugandas Regierung wegen mutmaßlicher Mängel bei der Regulierung der Wasserströme des Nils, die den Wasserpegel des Sees ansteigen ließen. Die Regierung sagt dazu, dass der Fluss versande, was Fluten begünstige. Ein weiteres und immer häufigeres Phänomen sind die durch Wasser verbreiteten Seuchen, wogegen es weder Planungen noch Haushaltsreserven gibt.

Was auch immer der jeweils unmittelbare Grund für eine Flutkatastrophe ist – stets zeigt sich das Fehlen robuster Infrastruktur. Deren Aufbau sollte für die Regierungen eine Priorität in der Ära des Klimawandels sein. Ost­afrikanische Länder mögen zwar betonen, dass sie nicht für den Klimawandel verantwortlich sind, aber das enthebt sie nicht der Verantwortung, seinen Folgen zu begegnen und ihre Bevölkerungen gegen Abholzung, unzulängliches Bodenmanagement, schlechte Ackerbaumethoden, die Erosion und Erdrutsche fördern, zu sensibilisieren.

Aus dem Englischen von Dominic Johnson

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