Politische Zeichen im Fußball: Ein paar Moralpunkte für die Fifa

Bei der WM können die Kapitäninnen wohl mit Regenbogenbinde auflaufen. Wenn es dem Image dient, weicht die Fifa Regeln schon mal auf.

Alexandra Popp mit regenbogenfarbener Kapitänsbinde liegt bäuchlinges auf dem Rasen

Botschafterin des Regenbogens: Alexandra Popp, DFB-Kapitänin Foto: imago

Die Fußball-WM rückt näher. Am 20. Juli beginnt das Turnier mit den Auftaktspielen der Tuniergastgeberinnen. Australien spielt gegen Irland und Neuseeland gegen Norwegen. Es ist also nicht mehr allzu viel Zeit, die wichtigsten Dinge zu klären, die vor so einem Turnier zu entscheiden sind. Da ist vor allem die Frage nach der Kapitänsbinde.

Welche Farbe darf sie haben? Dürfen sich die Teams eine Binde nach ihrem Gusto gestalten? Oder verordnet die Fifa den Kapitäninen eine Binde in den Farben des Weltfußballverbands mit irgendeiner unverbindlichern Botschaft drauf? Darf etwa die deutsche Kapitänin Alexandra Popp bei der WM mit einer Binde in den Regenbogenfarben der LGBT-Community auflaufen, wie sie sie bei Testspielen schon des öfteren getragen hat?

Es sehe ganz so aus, als sei das möglich, hat nun der Präsident des australischen Fußballverbands James Johnson der britischen Sonntagszeitung Observer gesagt. Die Verhandlungen mit der Fifa seien auf gutem Weg. Beim DFB hatte man sich eigentlich schon damit abgefunden, dass man irgendeine Fifa-Botschaft aufs Feld tragen muss. Schließlich gibt es da eine Regel, die ausschließlich Fifa-Stoff am Kapitäninnenoberarm gestattet. So richtig streng scheint der Weltverband die Regel, auf die er sich in Katar bei der Männer-WM noch berufen hatte, nun doch nicht zu nehmen.

Anders als im Emirat

Damals hatten ein paar Verbände aus dem moralischen Westen ein buntes Herzchen mit der Botschaft „One Love“ aufs Feld tragen wollen. Die Regenbogenbinde wollte man dem homophob verfassten WM-Gastgeber Katar erst gar nicht zumuten. Doch auch die beinahe völlig ins Unpolitische verkitschte „One Love“-Binde war wohl schon eine Zumutung für das Emirat.

In Australien und Neuseeland herrschen in dieser Hinsicht gewiss andere Voraussetzungen. Es ist ja auch eine Frauen-Weltmeisterschaft. Da präsentiert sich die Fifa eh anders. Ihren Einsatz für das Spiel der Frauen nutzt der Weltverband schon länger zum Reinwaschen seines miesen Rufs. Über die Frauen betreibt Fifa-Präsident Gianni Infantino Image-Washing.

Und es scheint, als würde die Fifa nun die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und sich ein paar Moralpunkte auf die Habenseite schreiben. Die ach so strengen Fifa-Regeln, die in Katar noch galten, lassen sich dafür dann auch mal zurechtbiegen. Beim nächsten Turnier, das die Fifa an einen homophoben Golfstaat vergibt, werden sie dann wieder hervorgeholt.

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