Highspeed-Basketball als Erfolgsrezept: Geschwindigkeit, die Gegner tötet

Unter Coach Tuomas Iisalo haben sich die Baskets Bonn zum heißesten Basketballteam der Liga entwickelt. Gelingt ihnen nun das Meisterstück?

"Spielt schnell": Coach Tuomas Iisalo gebt den Baskets-Profis Anweisungen.

„Spielt schnell“: Coach Tuomas Iisalo gebt den Baskets-Profis Anweisungen Foto: Hendrik Schmidt/dpa

34 Spiele, 32 Siege. So gut wie die Telekom Baskets beendete seit zwölf Jahren kein Team mehr die Hauptrunde der Basketball-Bundesliga. Bevor nun aber die Playoffs anstehen, kann Bonn am Wochenende Geschichte schreiben. Als erste deutsche Mannschaft könnten sie beim Final Four in Malaga die Champions League gewinnen; eine Liga, die allerdings im Vergleich zur Euroleague unbedeutender ist. Dazu muss im Halbfinale ein Sieg gegen Gastgeber Unicaja Malaga her. Schaffen sie die Überraschung, winkt am Sonntag das Finale.

Dass die Baskets in dieser Saison das Spielgeschehen dominieren, haben sie Trainer Tuomas Iisalo zu verdanken. Bevor der Finne vor zwei Jahren von den Crailsheim Merlins, die er erstmalig in die Playoffs führte, an den Rhein wechselte, war Bonn im Niemandsland der Tabelle angelangt. Zweimal hintereinander verpasste das Team – immerhin seit 25 Jahren fester Bestandteil der Bundesliga – die Playoffs.

In dieser Saison könnte der Traum vom ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte wahr werden. Daran haben neben dem Trainer auch Spieler wie Shootingstar TJ Shorts, gerade erst zum besten Spieler der Saison gekürt, ihren Anteil. „Wir haben richtig gute Spieler verpflichtet, die nicht nur zu unserer Spielidee passen, sondern auch außerhalb des Spielfelds gut harmonieren“, sagt Iisalo der taz. „Die Mentalität ist in dieser Saison etwas ganz Besonderes. In der täglichen Arbeit merkt man, wie engagiert und fokussiert alle sind.“

Das müssen sie auch sein, ist Iisalos Spielidee doch besonders herausfordernd. Sein Motto: „Speed kills“. Die Taktik ist auf Geschwindigkeit ausgelegt. „Es ist unser Ziel, schnellere Entscheidungen als der Gegner zu treffen. Die schnellere Mannschaft ist immer im Vorteil, und das wollen wir sein“, findet der 40-Jährige.

Telekom dreht Geldhahn zu

Das Problem: Je größer der Erfolg, desto schwieriger wird es für den Klub, die besten Spieler zu halten. Oder sogar den Trainer. Ob Iisalo und Shorts über die Saison hinweg bleiben, steht noch nicht fest, beide Verträge laufen aus. Vor allem die Verlängerung mit Iisalo wäre wichtig, gibt Sportdirektor Savo Milovic zu Bedenken. „Wir haben gezeigt, dass jeder Spieler, der nach Bonn kommt, sich unter Tuomas weiterentwickeln kann. Aber egal wie schön die Stadt auch ist, die erste Frage ist immer die nach dem Trainer.“

Darüber, ob Leistungsträger bleiben oder gehen, entscheidet auch die finanzielle Situation, die für die kommenden Jahre aber noch ungewiss ist. Denn schon jetzt spielt der Klub im Vergleich zu Alba Berlin oder Bayern München, was den jährlichen Etat angeht, in einer ganz anderen Liga: Lediglich 6,5 Millionen Euro stehen den Baskets jährlich zur Verfügung.

Und zum Juni 2024 zieht sich auch noch die Telekom als Hauptsponsor zurück, bereits in der nächsten Saison fließt also weniger Geld. „Um weiterhin oben mitzuspielen, brauchen wir größere Unterstützung. Der Verein muss sich abseits des Sportlichen weiterhin so gut entwickeln, wie er es bislang getan hat. Und wir hoffen, dass auch Sponsoren unseren Erfolg sehen“, so Milovic.

Nun gilt es aber erst einmal, die gute Form in den Playoffs zu bestätigen. Dort treffen die Baskets im Viertelfinale auf Chemnitz – wenige Tage nach dem Final Four in Malaga. Deshalb bleibe kaum Zeit für die Vorbereitung, kritisiert Milovic, die Liga sei ihnen nur wenig entgegengekommen. „Wir haben das Gefühl, dass wir für die Teilnahme an der Champions League bestraft werden, dabei spielen wir auch für die anderen Bundesligateams um internationale Plätze. Wir würden uns mehr Anerkennung wünschen.“

Sich selbst sieht Trainer Iisalo gegen Teams wie Alba und Bayern als Underdog, auch wenn die Baskets beiden bis zum Finale aus dem Weg gehen würden. Das Ziel sei, so weit wie möglich zu kommen. Wichtiger sei aber, „dass die ganze Stadt stolz darauf ist, wie wir Basketball spielen.“

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