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: Unbekannte Meisterinnen

Die SG Bietigheim holt sich den Titel im Handball. Das ist auch für die Unterlegenen ein Erfolg

Es war der 23. Spieltag, und die SG BBM Bietigheim hat nun 46:0 Punkte. Ein unglaublich souveräner deutscher Meister sind die Handballerinnen aus der Kreisstadt nördlich von Stuttgart. Ein 34:21 über die HSG Bensheim/Auerbach sicherte die Meisterschaft über jeden Zweifel ab.

Vor vier Wochen, aber auch das erscheint zwangsläufig, hatte das Team, das bis Saisonende noch von Bundestrainer Markus Gaugisch betreut wird, auch den DHB-Pokal gewonnen. „Die Erfolgsgeschichte wird von unserer goldenen SG-Generation weitergeschrieben, und die Mannschaft beschert Markus Gaugisch mit diesen Titeln den gebührenden Abschied“, sagt Bietigheims Sportdirektor Gerit Winnen.

Schon im Vorjahr war die SG mit Gaugisch deutscher Meister geworden, insgesamt vier Meisterschalen sind es nun, die in einer Glasvitrine auf der Geschäftsstelle aufbewahrt werden können. Das nämlich ist der Stellenwert, den selbst Spitzenspielerinnen wie die aus Bietigheim in der deutschen Sporthierarchie genießen. Gaugisch hatte erst vor wenigen Tagen der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten gesagt, man müsse viel mehr in den Frauenhandball investieren. „Wir brauchen zum Beispiel mehr Trainer, damit wir eine höhere Trainingsdichte bekommen.“ Er verwies darauf, dass nicht nur die SG Bietigheim, sondern auch Teams, die in der Bundesliga fast mit der SG mithalten konnten – der Thüringer HC und Borussia Dortmund – in europäischen Wettbewerben gut mitgespielt hätten. „Diese interna­tio­nale Erfahrung ist sehr wichtig, deshalb müssen wir weiter hart daran arbeiten, die Rahmenbedingungen zu verbessern.“

Wie merkwürdig sich der internationale Konkurrenzdruck auf die Liga auswirkt, war beim vergangenen Spiel in Bietigheim zu besichtigen. Für die unterlegene HSG Bensheim/Auerbach war es beinah egal, wie das Spiel endete. Denn der Meistertitel für Bietigheim ist zugleich die Qualifikation Bensheims für die EHF European League 2023/24. Denn Bensheim hatte das Finale um den DHB-Pokal gegen Bietigheim verloren, und als Finalist ist es dann für den europäischen Wettbewerb qualifiziert, wenn der Pokalsieger in der für die Meister vorgesehenen Champions League aufläuft.

Was ein Klub wie Bietigheim tun kann, tut er. Für die kommende Saison wurde mit der Kroatin Klara Birtićeine Weltklasse-Rückraumspielerin verpflichtet. Sie kommt vom HC Lokomotiva Zagreb, für den sie 47 Treffer in der Champions League erzielte. (mak)