Deckelung von In­ten­dan­z-Gehältern: Ein Promille des Sportrechteetats

Die schwarz-rote Koalition in Berlin will die Spitzengehälter bei Öffentlich-Rechtlichen absenken. Unser Autor hat da mal einen Vorschlag.

Tom Buhrow reibt sich am Auge

Spitzenverdiener Tom Buhrow Foto: imago

Die schwarz-rote Koalition in Berlin will also Ernst machen und die Spitzengehälter bei den öffentlich-rechtlichen Medien absenken. „Die Vergütungsstrukturen der außertariflich Beschäftigten mit Führungsverantwortung beim rbb werden gedeckelt und veröffentlicht“, heißt es im Koalitionsvertrag. „Nur in dieser Reihenfolge?“, fragt die Mitbewohnerin. In diesem Punkt sind sich die Hauptstadt und Brandenburg, das in Sachen RBB-Staatsvertrag ja auch mitzureden hat, sogar mal einig. Schließlich geht es um die „erschütternden Vorkommnisse beim Rundfunk Berlin-Brandenburg“, wie es milde lyrisch weiter heißt.

Bevor alle In­ten­dan­t*in­nen jetzt eilig ihren Zaster in die Schweiz schaufeln, gemach! Berlin funktioniert bekanntlich nach dem Motto „Wir können alles, aber nichts richtig“. Also schauen wir mal, was am Ende dabei rauskommt. Sinnvoll wäre es natürlich, hier eine einheitliche Regelung zu finden. Wir hätten da auch ’ne Idee. Ab 1. Januar 2024 werden die jeweiligen Bezüge der In­ten­dan­t*in­nen von ARD, ZDF und Deutschlandradio einfach bei einem Promille des ARD-Sportrechteetats gedeckelt. Der beläuft sich nach ARD-Angaben auf durchschnittlich 250 Millionen Euro pro Jahr.

Leiche im Tatort

Daraus ergibt sich eine jährliche Höchstsumme pro Anstaltsintendanz von 250.000 Euro. Immer noch eine Menge Geld. Aber aktuell liegt nur ein einziger ARD-Intendant unter dieser Summe. Es ist Martin Grasmück vom Saarländischen Rundfunk, der ein Grundgehalt von 245.000 Euro bekommt. Spitzenverdiener in der ARD ist WDR-Chef Tom Buhrow mit 413.000 Euro, auch SWR, BR, HR und NDR liegen über der 300.000-Euro-Marke. ZDF-Intendant Norbert Himmler verdient 372.000 Euro Grundgehalt, Stefan Raue beim Deutschlandradio 264.000 Euro. Bei dem aus Steuermitteln finanzierten Auslandssender Deutsche Welle will Intendant Peter Limbourg ohnehin sein gesamtes Gehalt spenden, um die kurz vor Ostern bei der Deutschen Welle verkündeten drakonischen Sparmaßnahmen etwas abzumildern.

Um den amtierenden In­ten­dan­t*in­nen den Übergang zu erleichtern, gäbe es eine einmalige Ausgleichszahlung. Bei der ARD betrüge sie 5 Prozent der durchschnittlichen Produktionskosten des jeweiligen Anstaltstatorts und die Pflicht, in der nächsten Folge die Leiche zu spielen. Beim ZDF sind zwei Folgen „SoKo Leipzig“ plus Gastauftritt in Auerbachs Keller die Bemessungsgrundlage. Und der Deutschlandradio-Intendant Raue bekommt das seit 2000 geschlossene Deutsche Rundfunkmuseum mit seinen Hunderten Röhrenradios geschenkt.

Falls das den Amts­in­ha­be­r*in­nen nicht passt, haben sie alle ein außerordentliches, fristloses Sonderkündigungsrecht bis zum 30. 06. 2023. „Und wehe, die Produktions- oder Sportkosten werden angehoben“, meint die Mitbewohnerin.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.