das wird
: „Von Haus aus gar kein Filme­macher“

„The Voyager“ von Itama Wexler zeigt, wie sich in der Geschichte seiner Familie Shoah und Euthanasie verbinden

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Frankenstein, ist es ungewöhnlich, dass Sie als Bremer Landesbehindertenbeauftragter einen Film zeigen?

Arne Frankenstein: Nein, Wir bereiten gerne Fragestellungen im Kontext der Verwirklichung von gleichberechtigter Teilhabe behinderter Menschen anhand von Filmen auf und diskutieren danach. Das bietet die Möglichkeit, ein Publikum zu erreichen, das sich sonst dem Thema nicht zuwenden würde.

Worum geht es in „The Voyager“?

Der Film erzählt die Geschichte der jüdischen Familie von Itama Wexler aus Hamburg, der es gelang, aus Nazideutschland nach Palästina zu flüchten. Doch seine Großmutter litt an einer psychischen Erkrankung, musste zurückbleiben und wurde von den Nationalsozialisten ermordet. In der Familie wurde ihr Schicksal totgeschwiegen. Herr Wexler hat sich als Enkel auf den Weg gemacht, die Wahrheit zu suchen. Der Film ist das Ergebnis seiner Familienrecherche.

Foto: Vankann / Fotoetage

Arne Frankenstein

Jahrgang 1987, ist Jurist und seit 2020 Bremer Landesbehindertenbeauftragter.

Sie laden zusammen mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zur Vorführung ein …

Ja, dass man den Film aus verschiedenen Richtungen beleuchten kann, war einer der Gründe dafür, warum wir uns für ihn entschieden haben. Hier gibt es eine Verknüpfung der systematischen Vernichtung von behindertem und jüdischem Leben im Nationalsozialismus.

Wie wurden Sie auf den Film aufmerksam?

„The Voyager“, City 46, Bremen, 25. 4., 17 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs. Podiumsdiskussion im Anschluss

Professorin Marianne Hirschberg von der Uni Kassel, die auch bei der Diskussion dabei sein wird, hat ihn uns empfohlen und den Kontakt zu Itamar Wexler hergestellt. Er ist eine spannende Persönlichkeit: Er ist von Haus aus gar kein Filmemacher, sondern hat sich von der Familiengeschichte her dem Thema genähert. Weil er aus dieser Perspektive erzählt, ist es auch möglich, die Folgewirkungen bei Familienmitgliedern nachzuvollziehen.

Warum haben Sie außer ihm den Psychiatrie-Chefarzt Martin Zinkler eingeladen?

Weil wir versuchen werden, von den historischen Dimensionen in die Gegenwart überzuleiten. Wir wollen darüber reden, wie man die Psychiatrie der Zukunft unter menschenrechtlichen Vorgaben entwickeln kann, denn wir setzen uns konsequent für das selbstbestimmte Leben von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein.