Die Wahrheit: Der Atomkleber

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über einen Freund der Kernkraft erfreuen.

Foto: Paul Langrock/Zenit

Das Kraftwerk Isar 2 steht still,

weil ein Gesetz es halt so will.

Doch da kommt spät ein Wandersmann

am stillgelegten Meiler an.

Im Nebel steigt der fremde Gast,

der gar nicht ins Ambiente passt,

den Kühlturm ungelenk hinauf

und schreibt, wie’s scheint, Parolen drauf.

So Sprüche wie „Atomkraft lebt“,

„Auch hier wird sich jetzt festgeklebt“,

sind erster Hinweis, was geschieht

und wer da grad die Fäden zieht.

Sein Wams hat er nun abgestreift

und sich mit Uhu eingeseift.

In seinem Spiderman-Gewand

liebkost den Turm die Söderhand.

Die Linke kriegt den Tubenrest

und beide Pfoten kleben fest.

So wie er sich des Schlots erbarmt,

hat er schon manchen Baum umarmt.

Als Imker hat er sich gezeigt,

war süßen Kätzchen zugeneigt.

Und geht er früh zur Arbeit fort,

ist „Heimat“ stets sein erstes Wort.

So hängt er nun im Sturm gegerbt

und in der Wolle grundgefärbt,

der kernig für die Kernkraft steht

und will, dass sich kein Windrad dreht.

Das Bild geht durch die halbe Welt,

weil es auf TikTok sehr gefällt.

Der Kleber härtet wie nur Stahl

und Söder leuchtet als Fanal.

Und fehlt nun in der Staatskanzlei!

Dort herrscht jetzt Bayerns Nummer zwei.

In München ist der Hubsi los.

Auf Söder zeigt sich erstes Moos.

Wer meint, es gehe schlimmer nimmer,

liegt völlig falsch – in Bayern immer.

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kari

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