Bremer Atom-Poker ist beendet

ATOMENERGIE Drei Jahre lang hat die SWB die Rekommunalisierung der Stadtwerke in Bielefeld blockiert, weil sie auf Gewinne aus dem AKW Grohnde spekuliert hatte. Jetzt kauft Bielefeld die 49,9 Prozent zurück

Die Stadt Bielefeld wird die 49,9 Prozent Anteile an ihren Stadtwerken, die seit zehn Jahren von der SWB gehalten werden, zurückkaufen. Das ist in der vergangenen Woche vertraglich vereinbart worden. Seit drei Jahren wurde über den Kaufpreis verhandelt. „Rekommunalisierung“ ist das Stichwort – die Kommune Bielefeld wird wieder Herr ihrer Versorgungsbetriebe sein, während das Bremer Versorgungsunternehmen SWB gerade endgültig in den Oldenburger EWE-Konzern eingegliedert wird.

Von „strategischer Partnerschaft“ war im Jahre 2000 die Rede, als die Bremer SWB sich bei den Stadtwerken Bielefeld einkaufte, 335 Millionen Euro gingen dafür als Kaufpreis über den Tisch. Bremen hatte nur noch eine Minderheits-Beteiligung an „seinen“ Stadtwerken, die Mehrheit war an den holländischen Konzern Essent verkauft worden. „Wir sind für Essent eine gute Plattform für den deutschen Markt“, so der SWB-Chef Gerhard Jochum damals. Kurz darauf musste Jochum das Unternehmen verlassen – der Bielefeld-Deal war mit Essent nicht abgesprochen.

Über den Rückkauf gab es seit drei Jahren zähe Verhandlungen. Denn der Geschäftsbereich, aus dem die Stadtwerke Bielefeld ihre Gewinne ziehen, liegen in Grohnde, an dem dortigen AKW sind die Stadtwerke mit rund einem Sechstel beteiligt. So flossen gut 15 Millionen Euro Gewinn aus Atomstrom jedes Jahr über Bielefeld nach Bremen. Das war zwar weniger als die SWB für die Finanzierung des Kaufpreises gebraucht hätte, hatte aber eine Tendenz nach oben – je nach erwartbarer Laufzeit.

Vor zwei Jahren hatte die Stadt Bielefeld ein Gutachten erstellen lassen, nach dem der Anteilswert nur noch bei 109 Millionen Euro liegen sollte – aus der eingesparten Ausschüttung an Bremen hätte Bielefeld diese Kaufsumme gut finanzieren können. Die Bremer aber wollten mehr – mit Hinweis auf die verlängerte Laufzeit für Grohnde.

Da es Synergieeffekte aus der Kooperation nicht gegeben hat, war dies der wesentliche Verhandlungspunkt. Im Kaufvertrag stehen nun 199,4 Millionen Euro und eine Klausel, nach der bei einem „eventuellen Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Grohnde ab Mitte 2018“ die SWB an den Gewinnen „entsprechend der heutigen Beteiligungsstruktur teilhaben“ sollen. Grohndes Regellaufzeit endet 2018, bis 2022 darf die Eon dort aber noch aus der Schließung anderer Reaktoren anfallende Reststrommengen erzeugen.

kawe