Protest gegen rassistische Gewalt: Parallelen zum Fall George Floyd

In Bremen haben Securities der Bahn einen Schwarzen Mann zu Boden gebracht und festgehalten. Ein Bündnis protestiert gegen rassistische Gewalt.

Vor dem Haupotbahnhof in Bremen stehen Menschen, auf einem Transparent steht: Solidariät statt Polizei

Rund 250 Personen protestieren am 18. März vor dem Bremer Hauptbahnhof Foto: Selma Hornbacher-Schönleber

BREMEN taz | Emeka Lawal (Name geändert) wird von vier Securities der DB Sicherheit rücklings auf den Boden gezerrt. Sie knien sich auf seine Schultern und Beine, pressen die Hände auf sein Gesicht, sein Kopf schlägt auf den Boden. Emeka Lawal atmet schwer, sein Gesicht ist verzerrt. Er bäumt sich auf, wird wieder zu Boden gedrückt. Die Szene wird am 12. März im Bremer Hauptbahnhof von Pas­san­t*in­nen gefilmt. Das Video geht viral. Und es wirft die Frage auf: Hätten die Securities so viel Gewalt angewendet, wenn die Person nicht Schwarz gewesen wäre?

Dr. Sunny Omwenyeke bezweifelt das. Er spricht auf einer Kundgebung vor dem Bremer Hauptbahnhof für die Bremer Gruppe Antira United. Etwa 250 Personen stehen um ihn herum. Zwei halten ein Banner zwischen sich: „Black Lives Matter“. Auch Emeka Lawal ist da. Öffentlich über seine Erfahrungen sprechen will er aber nicht: Zu nah sei die Gewalt, er selbst noch zu aufgebracht.

Seine Berichte gibt Omwenyeke wieder: Lawal sei anlasslos von den Security-Kräften schikaniert worden, bevor sie ihn zu Boden geworfen hätten. Er habe im Bahnhof ein Ticket kaufen wollen, als ein Security ihm vorwarf, dass er sich dort nicht aufhalten dürfe. Auf Lawals Widerspruch hin – ein vergangenes Hausverbot sei nach 24 Stunden abgelaufen gewesen – habe er darauf bestanden, ihn beim Ticketkauf zu beaufsichtigen. Lawal habe sich geweigert, er sei schließlich ein freier Mensch. „Dann hat der Security seine Kol­le­g*in­nen gerufen und den Rest sehen wir im Video“, so Omwenyeke.

„Diese Bilder stehen für sich“, sagt Polizeisprecher Holger Jureczko. Es sei klar, dass sie verstörend wirken. Um zu beurteilen, was passiert sei, fehle aber das gesprochene Wort. Der Polizei habe Lawal unmittelbar nach dem Vorfall keine Verletzungen mitgeteilt. „Er wollte danach nichts mehr sagen“, so Jureczko, „und einfach nur den Bahnhof verlassen.“ Omwenyeke erklärt, der Betroffene habe ihm gegenüber mehrfach betont, dass er nicht mehr atmen konnte. Er habe Todesangst gehabt, nur deshalb habe er sich so stark gewehrt. „Das ist furchtbar ähnlich wie im Fall von George Floyd“, so der Sprecher der Gruppe, „und das ist sehr beängstigend.“

Forderung nach Konsequenzen

Die Kundgebung ist laut. „No Justice, No Peace“ rufen die Teilnehmenden zwischen den Redebeiträgen. Omwenyeke dankt ihnen für ihr Kommen, auch wenn er sich mehr Unterstützung gewünscht hätte. Es sei der weißen Mehrheitsgesellschaft zu unbequem, sich mit institutionellem Rassismus auseinanderzusetzen, kritisiert er. Besonders wenn dieser nicht weit weg, sondern vor der eigenen Haustüre stattfindet. „Wir können das nicht auslagern“, Omwenyeke ruft ins Mikrofon, „das hier ist Bremen, nicht die USA!“

Omwenyeke trägt vier Forderungen vor, die das Bündnis an die Deutsche Bahn stellt: Eine öffentliche Entschuldigung, Schmerzensgeld, Konsequenzen für die Beschuldigten und ein Programm zur Vorbeugung rassistischer Gewalt. Reagiert hat die Deutsche Bahn noch nicht. Bislang hat keine Seite Strafanzeige gestellt. Die Bundespolizei ermittelt wegen des Anfangsverdachts auf Straftaten: War die Maßnahme rechtmäßig, die Gewaltanwendung verhältnismäßig? Liegt eine Körperverletzung vor? Die endgültige Einschätzung obliege der Staatsanwaltschaft, so Polizeisprecher Jureczko.

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