meinungsstark
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Universelle Sprache

„Das alte Lied“, wochentaz vom 18.–24. 3. 23

Ich bin Mitglied und eifrige Sängerin in der „Klingenden Brücke“, einer Organisation, die nach dem 2. Weltkrieg von Sepp Gregor, einem begeisterten und begeisternden Mann, ins Leben gerufen wurde. Es war sein Lebensanliegen, die Jugend Europas wieder zusammenzubringen, indem sie die Lieder der Völker Europas singt und die jeweils anderen dadurch immer besser verstehen lernt. Es ist so ein wunderbares Erlebnis, singend zu spüren, wie unterschiedlich oder auch wie ähnlich ein Bulgare, ein Deutscher, ein Ukrainer, ein Franzose zum selben Thema singt.

Auch wenn ich die Sprache nicht sprechen kann, ein Lied kann ich in ihr singen und das öffnet die Herzen. Ich bin so dankbar, dass ihr beiden (Marina Klimchuk und Kfir Mualem) uns von Baba Dania erzählt, und hoffe sehr, dass euch noch für eine hoffentlich lange Lebensspanne das Singen möglich bleibt. Und vielleicht gibt es ja doch jemand in eurem Umkreis, der weiter singen wird. Wir in der Klingenden Brücke werden ganz sicher euer Andenken hochhalten.

Beate Batarilo, Karlsruhe

Vermenschlichung der KI

„Hausaufgaben aus der Maschine“,

taz vom 18.–24. 3. 23

Liebe Tazler, es wird auch bei euch Zeit, dass ihr mit der Vermenschlichung des Computers aufhört und sie kritisch hinterfragt. Da heißt es in eurem Text über die Funktionsweise von ChatGPT: „Es ist in etwa so, als hätte man ein Kind in eine Bibliothek gesperrt, wo es sich mit der Zeit einen Sinn aus den Texten zusammengereimt hat.“ Genau das ist es nicht, was die KI tut. Was sie tut, macht für den Apparat in keiner Weise Sinn. Er versteht auch nicht, was er da tut, und einen eventuellen Sinn kann allein ein Mensch in solchen Texten entdecken.

KI kommuniziert nicht, sondern verschickt Dateien. Der Computer denkt nicht, sondern er arbeitet ein Programm ab.

Die KI spricht nicht, sondern reiht Worte und Ausdrücke aneinander. Das tut sie auf der Basis grammatikalischer Regeln und einiger weiterer technischer Tricks, um möglichst optimale Ergebnisse zu erzielen.

Vor allem aber: Sie setzt Daten und Ausdrücke zusammen, die sie aus ihren gigantischen Vorräten ermittelt. Und die stammen von Menschen. Wenn also nur noch die Computer Wortreihen produzieren und nicht mehr Menschen, sind in absehbarer Zeit auch die Maschinen am Ende.

Friedrich Krotz, Hamburg