Nach Tropensturm „Freddy“: Spur der Verwüstung in Malawi

Es werden über 400 Tote und mehrere Hundert Vermisste gemeldet. Die Schäden sind immens. In Mosambik explodiert derweil die Cholera.

Eine Frau mit einer blauen Schüssel auf dem Kopf geht über ein zerstörtes Grundstück

Der Wirbelsturm „Freddy“ hat in Malawi viele Häuser und Straßen und Felder zerstört Foto: Esa Alexander/reuters

LILONGWE taz | In Malawi ist die bestätigte Zahl von Todesopfern des tropischen Wirbelsturms „Freddy“, der den Süden des Landes vergangene Woche verwüstete, auf 447 gestiegen. 282 werden immer noch vermisst, gaben kommunale Behörden in den betroffenen Gebieten an. „Es wird erwartet, dass diese Zahlen noch steigen, wenn neue Informationen vorliegen, insbesondere in den Gebieten, die weiterhin durch Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten sind“, erklärte das humanitäre UN-Koordinierungsbüro OCHA.

In dem Land, das normalerweise eher unter Dürren leidet, stehen jetzt rund 75.000 ­Hektar Ackerland (750 Quadratkilometer) unter Wasser. Zyklon „Freddy“ schlug just in dem Moment zu, als die Bauern sich bereitmachten, ihre Jahresernte einzufahren. Diese ist nicht mehr zu retten.

Die Zahl gemeldeter Cholerainfektionen in Mosambik hat sich seit Anfang Februar auf fast 10.700 vervierfacht

Etwa 363.000 Menschen verloren durch die Fluten ihre Behausungen und sind nun nach Angaben der Katastrophenmanagementbehörde DODMA in mehr als 500 Lagern untergebracht. Am meisten Lager mit 94 hat der Distrikt Mulanje, gefolgt mit 86 vom Distrikt Blantyre mit der gleichnamigen Wirtschaftsmetropole.

Manche Landstriche sind nun schon seit dem 12. März nicht mehr auf dem Landweg erreichbar. Helfer sind weiterhin mit Such- und Rettungsaktionen für diejenigen beschäftigt, die durch Überschwemmungen abgeschnitten oder von Erdrutschen verschüttet wurden.

Hunterttausende werden als Folge vertrieben

Traumatisierung, sexualisierte Gewalt, Separation von Kindern von ihren Eltern und Menschenhandel gehören zu den befürchteten Folgen dieser Katastrophe und der kurzfristigen Vertreibung hunderttausender Menschen. Lokale Strukturen für Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung wurden zerstört. Präsident Lazarus Chakwera hat versichert, seine Regierung werde alle zerstörten Einrichtungen wiederaufbauen. „Wir werden uns um alle betroffenen Gemeinschaften kümmern“, sagte er nach einer Reise ins Katastrophengebiet.

„Die Zerstörungen und das Leid, das ich im Süden Malawis gesehen habe, ist das menschliche Gesicht der globalen Klimakrise“, sagte Rebecca Adda-Dontoh, die ständige UN-Koordinatorin für Malawi, nach einem Besuch der betroffenen Gebiete. „Viele der Menschen, die ich getroffen habe, verloren ihre Heimat und ihre Nächsten. Sie haben nichts getan, um diese Krise zu verursachen.“ Sie rief zu vermehrter internationaler Hilfe für die Menschen in Malawi auf. Die britische Regierung hat ein 27-köpfiges Rettungsteam geschickt, darunter sechs medizinische Nothelfer.

Zudem leidet Malawi weiterhin unter der heftigsten Choleraepidemie seiner Geschichte. Die breitet sich nun auch im benachbarten Mosambik aus, das von Zyklon „Freddy“ weniger schwer getroffen wurde. Die Fluten zerstören die Wasserversorgung und die Kanalisation und erleichtern die Ausbreitung von Seuchen. Die Zahl gemeldeter Cholerainfektionen in Mosambik hat sich seit Anfang Februar auf fast 10.700 vervierfacht, allein in der vergangenen Woche kamen über 2.300 Fälle dazu. „Wir sind jetzt mir einem sehr realen Risiko einer rapiden Beschleunigung des Cholera-Ausbruchs in Mosambik konfrontiert“, warnt Maria Lui­sa Fornara, Landeschefin des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Mosambik.

Mitarbeit: Arimando Domingos, Maputo

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