Ethikrat will KI-Regeln

Was darf künstliche Intelligenz? Die Mitglieder des Gremiums geben Empfehlungen. Der Mensch müsse im Mittelpunkt bleiben

Der deutsche Ethikrat fordert einen regulatorischen Rahmen für künstliche Intelligenz (KI). „Die Delegation an die Maschine muss menschliche Entfaltung, Autorschaft, Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht vermindern“, sagte Alena Buyx, die Vorsitzende des Gremiums, am Montag im Rahmen der Vorstellung einer Stellungnahme zu diesem Thema. „In diesem Sinne kann und darf KI den Menschen nicht ersetzen.“

Die Umsetzung dieser Prinzipien sei aber schwierig, zumal KI bereits starken Einfluss auf das öffentliche Leben habe. So gebe es beispielsweise KI-gestützte Lernhilfen oder Software zur Krebserkennung. Letztere dürfe nicht zu einem Kompetenzverlust führen. „Eine vollständige Ersetzung von Ärztinnen und Ärzten durch ein KI-System gefährdet das Patientenwohl und ist auch nicht dadurch zu rechtfertigen, dass schon heute in bestimmten Versorgungsbereichen ein akuter Personalmangel besteht.“

Ähnlich urteile der Ethikrat über die Verwendung von KI im Unterricht, ergänzte Julian Nida-Rümelin, stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. KI könne hilfreich sein, weil sie Lehrkräfte entlaste. „Aber wir plädieren für eine abwägende Praxis.

Der verstärkte Einsatz von KI zur Entscheidungsunterstützung in der öffentlichen Verwaltung werfe ebenfalls ethische Fragen und Probleme auf, erläuterte Judith Simon, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Mensch und Maschine des Ethikrats. Deren Nutzen sei häufig nicht erwiesen und es drohe eine Zementierung gesellschaftlicher Ungleichheiten. „Es müssen daher hohe Anforderungen gestellt werden an die Genauigkeit einerseits, aber auch an Diskriminierungsminimierung.“ Diese Aspekte müssten darüber hinaus extern überprüft werden können.

Tabea Rößner, Grünen-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Digitalausschuss, verwies in einer Reaktion auf die Stellungnahme des Ethikrats auf die Vorteile einer Regulierung dieser Technologie. „Wenn KI inklusiv, nachvollziehbar und transparent entwickelt wird und gesellschaftliche Fragen von Anfang an mitbedacht werden, dann ist das auch ein Wettbewerbsvorteil für die europäische Industrie.“ (rtr)

taz zwei