Absturz der US-Drohne nahe der Krim: Nicht auf den Leim gehen

Was auch immer zum Absturz der US-Drohne geführt hat – Washington agiert besonnen und hat klargemacht, dass es der Angstmacherei Putins gewachsen ist.

Eine US- Drohne vom Typ MQ-9

US-Drohne vom Typ MQ-9. Eine solche ist mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen Foto: US Air/imago

Was da ganz genau am Dienstag im Himmel über dem Schwarzen Meer passiert ist, bleibt vorläufig ungewiss. Russland und die USA geben jeweils sehr unterschiedliche Versionen vom Geschehen, das schließlich zum Absturz einer US-Überwachungsdrohne führte.

Es ist recht offensichtlich, dass insbesondere die US-Regierung keinerlei Interesse hat, den Vorfall öffentlich so zu beurteilen, dass eine auch militärische Antwort notwendig wäre. Zwar ist der russische Botschafter in Washington einbestellt worden, und auch die US-Botschafterin in Moskau hat eine Protestnote hinterlassen, in der den russischen Kampfjets fahrlässiges und unprofessionelles Verhalten angelastet wird. Das bleibt weit dahinter zurück, Russland vorzuwerfen, nunmehr die direkte militärische Konfrontation mit den USA zu suchen.

Tatsächlich hat US-Präsident Joe Biden überhaupt kein Interesse daran, nur den leisesten Anschein zu erwecken, der Krieg könne auch außerhalb der ukrainischen Grenzen außer Kontrolle geraten. Auf republikanischer Seite mehren sich zwar die Stimmen, die ein Ende der US-amerikanischen Unterstützung für die Ukraine fordern. Solange der Krieg in der Ukraine bleibt, kann Biden im Kongress dennoch auf überparteiliche Unterstützung setzen. Eine Eskalation über dem Schwarzen Meer wäre hingegen Gift.

Ob die russischen Jets die Drohne zum Absturz gebracht haben oder nicht, ist unklar. Dass sie sie bedrängt haben, bestreiten sie jedoch gar nicht – mit der wiederum von Washington bestrittenen Begründung, die Drohne habe sich zu nahe an der Halbinsel Krim befunden und nicht mehr über internationalen Gewässern. Mag sein, dass sich in den nächsten Tagen herausstellt, was stimmt. Wenn es ein Test gewesen sein sollte, wie die USA reagieren – was zur russischen Provokationspolitik durchaus passen würde –, dann hat Washington mit der besonnenen Haltung klargemacht, dass es der Angstmacherei Putins vor dem dritten Weltkrieg so leicht nicht auf den Leim geht.

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Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

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