Studie zu großen Meeressäugern: Wale als Klimaschützer

Wer Wale schützt, tut auch was fürs Klima. Denn in Form von Kot und Kadavern nehmen die Meeressäuger jede Menge Kohlenstoff mit auf den Meeresboden.

Buckelwale unter Wasser

Welchen Kohlenstoffgehalt hat ein toter Wal? Foto: Reinhard Dirscherl/imago

Die Ozeane nehmen ein knappes Viertel der menschengemachten CO2-Emissionen auf. Diesen Prozess nennt man die marine Kohlenstoffpumpe. Er beruht unter anderem darauf, dass winzige Algen an der Wasseroberfläche Photosynthese betreiben und dabei Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden. Wenn dieses Phytoplankton stirbt, sinkt es auf den Meeresboden und nimmt das gebundene CO2 mit.

Doch nicht nur Algen puffern so die Erd­er­wärmung ab, auch große Wirbeltiere wie Wale spielen eine wichtige Rolle. Zum einen setzen sie in Oberflächennähe große Mengen nährstoffreichen Kot ab, der das Algenwachstum befördert und so die Kohlenstoffpumpe antreibt. Die Tiere speichern aber auch selbst Kohlenstoff. Je mehr das Tier frisst, desto mehr CO2 nimmt es auf – im besten Fall viele Jahrzehnte lang.

Stirbt der Wal, sinkt der Kadaver auf den Meeresboden und lagert dort Hunderte von Jahren, inklusive dem gebundenen Kohlenstoff. In welchem Ausmaß Wale auf diese Weise dazu beitragen, unser Klima zu schützen, zeigt eine Studie, die im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B erschienen ist.

Die Studie

Das Team um Anaëlle Durfort betrachtete für seine Studie die Jahre 1890 bis 2100. Wichtig zu wissen: Mitte des 19. Jahrhunderts begann der industrielle Walfang, der dazu führte, dass bis Ende des 20. Jahrhunderts insbesondere die großen Blau- und Finnwale nahezu ausgerottet waren. In den 1980er Jahren war die Population von Blauwalen auf 3 Prozent und die von Finnwalen auf 0,5 Prozent ihrer einstigen Größe geschrumpft.

Seit 1986 gibt es ein Walfangverbot, und seitdem erholen sich die Bestände. Die For­sche­r:in­nen berechneten die Altersstruktur, die natürliche Sterblichkeit sowie die Biomasse und die Kohlenstoffbindung pro Walkadaver. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die fünf untersuchten Bartenwale vor dem industriellen Walfang jährlich etwa 400.000 Tonnen CO2 in Richtung Meeresboden bewegt haben. Das entspricht etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß von 100.000 Autos.

Was bringt’s?

Einige Zahlen der Studie müssen mit Vorsicht genossen werden, räumen die For­sche­r:in­nen selbst ein. Niemand weiß, wann einzelne Tiere sterben und wie groß sie zu diesem Zeitpunkt sind; wenig ist darüber bekannt, wie lange ein Walkadaver wirklich am Meeresgrund liegt, bevor Aasfresser ihn zerlegen. Das macht es schwierig, den exakten Kohlenstoffgehalt eines toten Wals zu berechnen.

Der erkannte Trend ist allerdings klar und plausibel, und das für zwei Szenarien, die im Vergleich untersucht wurden: Für ein Modell ohne Klimawandel sagen die For­sche­r:in­nen voraus, dass im Jahr 2100 die Wale der Welt wieder 80 Prozent ihrer „Leistung“ vor 1890 bringen könnten. Unter den Bedingungen der derzeitigen Erwärmung sind es nur knapp 50 Prozent. Wale schützen lohnt sich also unbedingt auch weiterhin – auch wenn wir nicht restlos alle Gründe kennen.

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