Gender-Pay-Gap in Berlin: Not-Equal Pay Day

Frauen verdienen in fast allen Altersgruppen weniger als Männer, besonders ältere. Die geschlechtsspezifische Gehaltslücke liegt bei 10 Prozent.

Eine Gruppe älterer Frauen hält ein Transparent mit dr Aufschrift "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"

Demo 2014 – die Forderung bleibt aktuell Foto: dpa / Maurizio Gambarini

BERLIN taz | In Sachen Gender-Pay-Gap gibt es wenig Besserung. Das geht aus einer Anfrage hervor, die die Grünen-Abgeordnete Bahar Haghanipour an die Senatsverwaltung für Wissenschaft und Gleichstellung gerichtet hat. Die Antwort liegt der taz exklusiv vor.

Demnach liegt in Berlin die geschlechtsspezifische Gehaltslücke bei rund 10 Prozent. Frauen verdienen in fast allen Altersgruppen weniger als Männer. Besonders hoch sind die Verdienstunterschiede in den Lebensabschnitten, in denen Familien gegründet und Kinder aufgezogen werden. Frauen im Alter von 45 bis 49 verdienen durchschnittlich 17 Prozent weniger als Männer. Dazu sagt Haghanipour: „Ungleiche Löhne sind ein strukturelles Versagen, das viel zu häufig Frauen individuell in die Schuhe geschoben wird.“

Bei jüngeren Frauen ist der Verdienstunterschied geringer und liegt bei den 35- bis 39-Jährigen bei 12 Prozent. Frauen unter 25 dagegen haben einen Bruttostundenverdienst von 12,66 Euro und bekommen damit 6 Prozent mehr als Männer mit stündlich 11,98 Euro. Das könnte an tarifgebundenen Ausbildungsgehältern liegen, die annähernd dem Mindestlohn entsprechen. Dennoch sei es „ein Irrglauben, dass junge Menschen der Gender-Pay-Gap nicht betrifft“, sagt Haghanipour. Diese Frauen blieben in den Folgejahren auf der Strecke. Der Pay-Gap verstärke sich bis zum Renteneintrittsalter.

Auch das ergibt sich aus der Antwort des Senats: Wer keinen deutschen Pass hat, verdient weniger – unabhängig von Geschlecht und Alter. Im Vergleich zu Männern mit deutscher Staatsangehörigkeit steigt der Gender-Pay-Gap für Frauen ohne deutschen Pass auf circa 17 Prozent. Daten für eine intersektionale Perspektive auf den Pay-Gap lassen sich allerdings nicht aus der Antwort ablesen. Haghanipour hatte nach der Verdienstlücke von Frauen mit Rassismuserfahrungen, in Care-Verantwortung oder von Transfrauen gefragt.

Die Grüne fordert von der künftigen Regierung, diese Zahlen wichtiger zu nehmen: Wer die Wurzel von Lohnungerechtigkeit bei Frauen packen möchte, dürfe nicht beim Geschlecht Halt machen, sagt Haghanipour. Benötigt würden genauere Daten etwa über Menschen mit Migrationsgeschichte und Behinderung, damit der Gender-Pay-Gap nicht für Marginalisierung blind sei.

Mehr Teilzeit

Im öffentlichen Dienst wird nach tarifrechtlichen Regelungen bezahlt, die Gehaltsunterschiede sind somit gering. Allerdings sind 25.000 Frauen in Teilzeit angestellt, aber nur 6.000 Männer. Trotz gleichen Stundenlohns bekommen Frauen somit einen geringeren Monatslohn. Diese Lücke wirkt sich direkt auf die Rente aus. Frauen sind zudem seltener verbeamtet. „Der Senat setzt sich für eine gleichberechtigte Erfüllung der Care-Aufgaben ein, mit dem großen Ziel, das Ungleichgewicht von Teilzeitbeschäftigung zu minimieren“, heißt es in der Antwort des Senats.

Gerade soziale Berufe würden „immer noch chronisch unterbezahlt“, so Haghanipour. „Das hängt auch damit zusammen, wie wir als Gesellschaft Sorgearbeit wertschätzen.“ Es brauche ein Umdenken: „Wir brauchen die strukturelle Aufwertung von sogenannten Frauenberufen, eine verbindliche Quote in den Chef:innenetagen, allgemeine Arbeitszeitverkürzung und eine Umverteilung der unbezahlten Sorgearbeit zu Hause.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.