Cholera in Malawi: Über 1.300 Tote und kein Ende

Cholera wütet im ganzen Land, jetzt kommen Überschwemmungen dazu. Malawi steckt in einen Teufelskreis aus Klima- und Gesundheitskrise.

Cholera-Schluckimpfung eines Krankenhausmitarbeiters in Lilongwe Foto: Thoko Chikondi/ap

LILONGWE/MAPUTO taz | Erst die schwerste Cholera-Epidemie seit zwei Jahrzehnten – nun folgen die tödlichsten Überschwemmungen seiner Geschichte: Malawi, eines der ärmsten Länder der Welt im südöstlichen Afrika, durchlebt eine schwere Zeit. Die Klimakrise ruft erratisches Extremwetter hervor, und dies verschlimmert wiederum die Cholerakrise.

Täglich werden in dem Land mit 20 Millionen Einwohnern derzeit 600 Neuinfektionen mit der tödlichen Durchfallkrankheit gemeldet, die zumeist durch Fäkalienverunreinigung von Trinkwasser oder Lebensmitteln übertragen wird und eigentlich vermeid- und behandelbar ist.

Seit Monatsbeginn allein sind es rund 7.000 Neuerkrankungen, davon 239 Todesfälle. Die meisten davon ereignen sich in Malawis Hauptstadt Lilongwe und dem Wirtschaftszentrum Blantyre. Insgesamt zählt die Regierung in ihrem letzten Lagebericht vom Montag 42.427 Erkrankungen und 1.384 Tote seit Beginn der Epidemie. Das sind mehr als die 968 Toten der Choleraepidemie von 2001­­–02.

Die zunächst auf den Süden Malawis konzentrierte Epidemie, die in der Regenzeit im März 2022 ausbrach und dann unüblicherweise auch während der Trockenzeit anhielt, wütet nun in allen 29 Gesundheitsbezirken des Landes. Die Sterblichkeitsrate von 3,3 Prozent liegt über dreimal so hoch wie die Marke von 1 Prozent, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Obergrenze einer unter Kontrolle gebrachten Epidemie.

Nationale Kampagne „Beendet Cholera“

Diese Woche rief Präsident Lazarus Chakwera in Mgona, einem Hotspot der Seuche in der Hauptstadt, die nationale Kampagne „Tithetse kolera“ (Beendet Cholera) aus. „Tithetse Kolera wird die Bemühungen aller Beteiligten stärken, die Epidemie auszurotten“, sagte der Präsident.

Die WHO sagte, sie unterstütze die Bemühungen der Regierung, indem 40 internationale Experten Malawis Gesundheitsbehörden bei Präventions- und Behandlungsprogrammen helfen und Programme für bessere sanitäre Einrichtungen und die Versorgung mit sauberem Wasser unterstützen. Auch die Mobilisierung von 450 zusätzlichen Angehörigen des Gesundheitspersonals zum Umgang mit Kranken wird unterstützt. Drei Millionen Schluckimpfungen sind verteilt worden, weitere sollen folgen.

Doch über die Hälfte der Bevölkerung Malawis lebt unter der Armutsgrenze, ein Fünftel in extremer Armut. Und während die Cholera wütet, hat die jährliche Regenzeit nun auch zu schweren Überschwemmungen geführt, was die Ausbreitung des Cholera-Erregers weiter begünstigt.

Regenstürme seit November haben bereits mindestens 62 Tote gefordert, 94.000 Menschen seien direkt betroffen, erklärte das Ministerium für Katastrophenmanagement. Das sind mehr als die 60 Toten des Wirbelsturms „Idai“ im Jahr 2019, des schwersten in der Geschichte der Region. In den vergangenen Tagen regnete es schwer in Blantyre und dem Umland im Süden Malawis. Vier Menschen wurden tot geborgen, drei werden noch vermisst.

Schwere Regenfälle mit Toten gab es auch in Südafrika und in Mosambik, das 2019 am schwersten vom Tropensturm „Idai“ getroffen war. Die Zahl der Flutopfer in Mosambik stieg diese Woche auf 93, vor allem in der Hauptstadt Maputo und dem Umland, wo innerhalb von 24 Stunden über 100 Millimeter Regen fiel. Über 13.500 Hektar Land, 3489 Kilometer Straße und rund 11.500 Häuser wurden unter Wasser gesetzt.

Mosambik verzeichnet außerdem in der an Malawi angrenzenden Provinz Niassa 14 Choleratote. Laut Vorhersagen dürften die schweren Regenfälle in der kommenden Woche andauern.

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