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: Unverwüstliche Triebkräfte

Ein Papier der Fifa verdeutlicht: Der Fußball zeigt nach Corona jene Instinkte, die ihn groß machen

Wer glaubte, mit Corona ließen sich inhärent dynamische Prozesse in westlichen Gesellschaften unter Anwendung repressiver Mittel aufhalten oder gar in ihr Gegenteil verkehren, war schon immer auf dem Holzweg. Der Flugverkehr zum Beispiel boomt. Der weltweite Umsatz mit Passagieren im Flugverkehr ist schon wieder auf dem Niveau des Jahres 2016. Es wird weiter aufwärts gehen mit den Zahlen, denn die Menschen wollen nachholen, was ihnen entgangen ist. Die Rückkehr zur Normalität heißt: Umsatzsteigerung und Wachsum – von jeher Garanten für Wohlstand und Prosperität.

Die Fliegerei ist das eine, der Fußball das andere. Auch hier zeichnet sich ein Trend ab, der durch staatliche Maßnahmen nur für eine gewisse Zeit unterbrochen wurde. Der Fußballweltverband Fifa hat jetzt recht eindeutige Zahlen veröffentlicht für die Aktivitäten in der sogenannten Transferperiode. Sogar von neuen Rekorden ist die Rede im „Transfer Snapshot“. Die Fifa verzeichnete also im Männerfußball 4.387 internationale Wechsel, so viele wie nie zuvor seit Einführung des „Transferabgleichungssystems“ im Jahr 2010.

Rekordausgaben im Fußball

Die Klubs gaben 1,46 Milliarden Euro für neue Spieler aus – noch einmal deutlich mehr als die alte Bestmarke aus dem Januar 2018, als knapp 214 Millionen Euro weniger ausgegeben worden waren. Am meisten Geld gaben die englischen Klubs für neue Spieler aus (835,4 Millionen Euro), die damit 57,3 Prozent der Gesamtausgaben verantworteten. Den Rekordtransfer in der Premier League tätigte der FC Chelsea mit der Verpflichtung von Enzo Fernández (Benfica Lissabon/121 Millionen Euro). Hinter England folgen mit weitem Abstand Frankreich (122,6 Millionen) und Deutschland (79,8).

Bei den Frauen das Gleiche. Auch hier: Wachstum, das freilich etwas öfter ins Schaufenster der medialen Öffentlichkeit gestellt wird, weil man hier von Fortschritt und da (bei den Männern) gern mal von Exzess spricht. Aber wie auch immer: Der Markt hat sich über Modellierer und Maskierer erhoben und setzt dort an, wo er vor ein paar Jahren aufgehört hat. Von Degrowth ist bei den Machern des Fußballs nichts mehr zu hören, auch nicht von einer Umstrukturierung der Ligen zum Vorteil der mehr und mehr abgehängten Vereine.

Letzteres ist wirklich sehr schade, denn der freie Wettbewerb ist ja eigentlich schwer gestört durch die Privilegierung der Topvereine und deren extreme Apanagen in der Champions League. Über diese Art der etwas verbogenen Normalität sollte vielleicht doch noch einmal nachgedacht werden. Aber bitte ohne die Installierung von Lockdowns und Angstmachern. Markus Völker