Der Metzger mit dem Autofimmel

Anton Schlecker liebt eine gut gefüllte Garage. Sonst spart er, wo es geht. Seine Drogeriemärkte sind klein und eng

Wo Schlecker einzieht, sind die Aussichten für den Handel alles andere als gut. Die spartanisch weiß-blauen Drogerien gelten als Vorboten des unmittelbar bevorstehenden Niedergangs eines Viertels oder einer Einkaufsstraße. Auch Randlagen und abgewirtschaftete Standorte zu akzeptieren gehört zum Erfolgsrezept des Selfmademanns Anton Schlecker. Seine Märkte sind kleiner, enger, unaufgeräumter als die der Konkurrenz – von Erlebniseinkauf kann und soll bei Schlecker keine Rede sein.

Als 1974 die Preisbindung für Drogerieartikel wegfiel, erkannte der gelernte Metzger, der zuvor den elterlichen Laden zur florierenden Fleischereikette ausgebaut hatte, seine Chance. Über 10.000-mal gibt es Schlecker derzeit in Deutschland – Aldi und Lidl können von solchen Zahlen nur träumen.

Schwäbisches Extremsparen, wenig Drang zur Öffentlichkeit und gnadenloses Preisdrücken beim Einkauf kennzeichnen auch Anton Schlecker. Immerhin eins unterscheidet ihn von den Aldi- Brüdern und Dieter Schwarz: Er hat einen Fimmel für teure, schnelle Autos und eine entsprechend gut gefüllte Garage zu Hause im schwäbischen Ehingen. Wie in einem ordentlichen Familienbetrieb üblich, helfen Frau Christa wie die Kinder Meike und Lars im Laden mit.

Ihrem vorwiegend schlecht bezahlten Personal stehen die Schleckers tendenziell eher feindlich gegenüber. Zwar sind die Zeiten, als das Unternehmerpaar wegen Lohndumping zu Bewährungsstrafen und Millionennachzahlungen verurteilt wurde, vorbei. Doch Betriebsräte bleiben für den heute 60-Jährigen ein rotes Tuch. Entsprechend wenige gibt es im Schlecker-Imperium. Und zu den Arbeitsbedingungen nimmt die Firma auch nicht Stellung.

Ende 2004 mehrten sich Berichte, der Konzern gerate im Vergleich zu den anderen Drogerieriesen Rossmann und DM ins Hintertreffen, weil die Kunden die schlecht sortierte Unaufgeräumtheit mieden. Erstmals machte Schlecker Märkte dicht. Doch der Umsatz stimmt weiterhin, und auch für konzernfremde Investitionen ist noch Geld da: Rund 75 Millionen Euro soll Schlecker in die Expansion eines anderen großen Discounters gesteckt haben: in den weitere Ausbau des Lidl-Imperiums. STG