Haft in Teheran

Der Regisseur Jafar Panahi ist in den Hungerstreik getreten

Jafar Panahi Foto: Fo­to:­ Welt­ki­no Filmverleih/dpa

Seit Juli muss der iranische Filmregisseur Jafar Panahi im Ewin-Gefängnis in Teheran einsitzen. Offiziell wegen eines Urteils aus dem Jahr 2010, das inzwischen verjährt ist und im Oktober sogar aufgehoben worden war. Seine Haftstrafe für „Propaganda gegen die Regierung“ dauert dennoch weiter an. Jetzt ist er in den Hungerstreik getreten.

Jafar Panahi hatte bis zu seiner Verhaftung unter Hausarrest gestanden, während dieser Zeit entstanden unter erschwerten Bedingungen verschiedene Filme. So filmte er „Taxi Teheran“, mit dem er 2015 bei der Berlinale den Goldenen Bären gewann, von einem Taxi aus. Als Geste der Solidarität reservierte das Festival ihm seinerzeit symbolisch einen leeren Stuhl. Den eigenen Hausarrest dokumentierte Panahi 2011 in seiner Wohnung in „Dies ist kein Film“. Und für „Drei Gesichter“ filmte er 2018, wieder im Auto unterwegs, im Nordwesten des Landes. Panahi ist mit seinen gesellschaftskritischen Filmen der berühmteste lebende Regisseur des Iran. Erst im vergangenen Herbst war er bei den Filmfestspielen von Venedig für seinen Wettbewerbsbeitrag „No Bears“ in Abwesenheit mit einem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet worden.

Panahis Festnahme ist Teil einer Verhaftungswelle im Iran. Mehrere bekannte Regisseure des Landes sind derzeit inhaftiert. So wurde zuvor Mohammad Rasoulof, der 2020 für „Doch das Böse gibt es nicht“ den Goldenen Bären der Berlinale erhielt, festgenommen. Beide Regisseure hatten sich im Sommer den Protesten gegen den Einsturz einer Einkaufspassage in Abadan angeschlossen, bei denen mehr als 40 Menschen starben. In Zusammenhang mit den landesweiten Demonstrationen seit dem Tod von Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam im September wurden vorübergehend auch Schauspielerinnen wie der Star Taraneh Alidoosti inhaftiert. Sie hatte sich mit der Aufstandsbewegung solidarisiert. (TCB)