Lieber Jansen als Kühne

Rückhalt für den Präsidenten: 73 Prozent bei HSV-Mitgliederversammlung für Marcell Jansen

Eine breite Mehrheit der Mitglieder hat die Abwahlanträge gegen den Präsidenten des Hamburger SV abgelehnt. Für den Abgang des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Marcell Jansen stimmten bei der Vollversammlung des mit 90.000 Mitgliedern größten Sportvereins der Hansestadt am Samstag 26,57 Prozen der Anwesenden im Congress Centrum Hamburg. Eine Abwahl wäre nur mit einer Zweidrittelmehrheit möglich gewesen.

Das Abstimmungsresultat hat auch langjährige HSV-Beobachter*innen überrascht: Vom vermeintlichen Endspiel für Jansen war beim NDR die Rede, und noch am Tage nach der Entscheidung bewertete die deutsche Presseagentur den breiten Rückhalt von fast drei Viertel der stimmberechtigten Ver­samm­lungs­teil­neh­me­r*in­nen als „gelbe Karte“ für den 37-Jährigen.

Offensiv und mit breitem Medienecho hatte sich im Vorfeld der Versammlung zumal Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne gegen Jansen positioniert. „Ich wünsche mir neue Leute, die von außen kommen“, hatte sich der Milliardär mit Schweizer Wohnsitz in der taz zitieren lassen. Kühne drängt darauf, seine Anteile an der in eine AG ausgegliederten zweitklassigen Fußballabteilung des HSV zu erhöhen.

Im Sommer hatte er dem durch sportlichen Misserfolg und seltsame Finanzjonglagen in Bedrängnis geratenen Unternehmen ein 120-Millionen Euro-Angebot unterbreitet, es aber mit dem Ansinnen verbunden, seine Anteile an der HSV AG von aktuell 15,21 auf 39,9 Prozent zu erhöhen. Dies hatte Präsident Marcell Jansen als satzungswidrig abgeblockt. Insofern ist es möglich, wenigstens einen Teil der Zustimmung zu Jansen als Anti-Kühne-Votum zu deuten.

Während er vom Plenum nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses mit Standing Ovations gefeiert wurde, verzichtete Jansen selbst auf Jubelgesten. „Ich kann mich nur bedanken“, sagte er nach Bekanntgabe des Resultats. „Wir haben Großes vor uns. Lasst uns weiter gemeinsam den Weg weitergehen.“ Damit spielte er auf die aussichtsreiche Platzierung des Fußballteams in der Zweitliga-Tabelle an. Offen ließ Jansen die Frage, ob er Aufsichtsratsvorsitzender der HSV AG bleibt. Die Aktionärsversammlung ist für den 2. Februar angesetzt. Benno Schirrmeister, dpa