LESERINNENBRIEFE
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Manchmal unangenehm aggressiv

■ betr.: „Hysterisches Nachspiel“, taz vom 18. 5. 12

Ich gehe seit 16 Jahren immer wieder im Freiburger Stadion Fußball gucken. Ich bin begeistert von der Stimmung, trinke mein Bier, freue mich, wenn es ein gutes Spiel ist, und leide, wenn es schlecht um die Mannschaft steht. Ich habe auch schon die ein oder andere Schiribeschimpfung Richtung Rasen gebrüllt. Aber in den letzten Jahren habe ich beobachtet, dass mittlerweile die gegnerische Mannschaft nicht mehr mit einem Klatschen begrüßt, sondern grundsätzlich ausgebuht oder ausgepfiffen wird und die Stimmung manchmal unangenehm aggressiv ist.

Am letzten Spieltag war ich in Stuttgart beim Spiel gegen Wolfsburg (3:2), stand direkt über dem Wolfsburger Fankäfig und konnte das Fantreiben gut beobachten. Als das Spiel zugunsten Stuttgart gegen Ende kippte, fingen sich die Fans an zu bespucken und mit Bechern zu bewerfen, und wäre da nicht ein Käfig gewesen, hätte es sicher gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. Kölns schwarzen Samstag habe ich mir im Fernsehen angeschaut, als chronisch Kranke mit einer Gehbehinderung fühlte ich mich da wenigstens sicher. Und ich finde es keine Lappalie, wenn ein Spiel für 30 Minuten unterbrochen werden muss, weil Hunderte Fans Rasenstücke klauen und Tore kapputtmachen wollen. ANDREA WAGNER, Freiburg

Ohne die Fans geht nichts

■ betr.: „Hysterisches Nachspiel“, taz vom 18. 5. 12

Zu Recht sieht Markus Völker den eigentlichen Skandal des Relegationsspiels in Düsseldorf in der hysterischen Berichterstattung. Als leidgeprüfter Stadionbesucher weiß ich von manchem Unsinn. Das fängt mit der zu kurzfristigen Terminierung von Spielen an. So kann der Stadionbesucher nicht rechtzeitig planen und bekommt keine DB-Spartickets mehr. Er darf bei niederklassigen Vereinen nicht in die Vereinsgaststätte, die den VIPs vorbehalten ist. Früher war der VIP Gast beim Fan, heute ist der Fan Gast beim VIP. Doch ohne die Fans mit ihrer Choreografie, ihren Gesängen, Sprechchören und Farben wäre der Fußball bei Weitem nicht so gut zu vermarkten. Deshalb müsste der Fan für seinen Stadionbesuch bezahlt werden, statt zu zahlen. ARTUR BORST, Tübingen

Noch ein paar Hollandes

■ betr.: „Der Etat bin ich“, taz vom 18. 5. 12

Es war interessant zu lesen, dass es noch Politiker gibt, deren Versprechen nicht aus leeren Phrasen besteht. François Hollande will etwas gegen die Staatsverschuldung und zunehmende Armut tun und fängt bei sich an. Respekt. Hier in Deutschland hingegen werden sich, während Frau Merkel auf dem G-8-Gipfel versucht (oder so tut), etwas gegen die Armut in der Welt zu tun, die eigenen Taschen immer voller gemacht. Was Merkel in einem Monat verdient, dafür muss ich 17 Monate arbeiten, und auch ich stehe morgens um 6 Uhr auf komme erst abends wieder heim. Bei uns auf dem Dorf gibt es ein Sprichwort: Sie predigen vom Wasser und trinken den Wein. Und so wird es immer sein, außer es wird in Zukunft noch ein paar Hollandes geben. TONI TRAUTVETTER, Kleinschmalkalden

Keine „richtige“ Freundschaft

■ betr.: „Gefährliche Freundschaften“, taz vom 16./17. 5. 12

Ojehmineh, ich bin Lehrer an einer Förderschule und unsere SchülerInnen wissen, dass eine Facebook-Freundschaft keine „richtige“ Freundschaft ist. Wir haben für unser Kollegium eine Facebook-Fortbildung gemacht und erschreckendes Unwissen über dieses soziale Netzwerk festgestellt. Hier sind die Lehrkräfte ihren SchülerInnen besonders nah: sich anmelden, Freundschaften annehmen und chatten – geil. Wenn jemand so doof ist und auf der Pinnwand Leute beschimpft oder gar sexuell belästigt, kann man ihn leicht zur Rechenschaft ziehen, weil die Protokolle im Facebook alles schön belegen. Bei uns kommen auch die SchülerInnen zu ihren Lehrern und fragen nach: „Ich möchte, dass der das nicht sieht. Was muss ich tun?“ Klar, es gibt eine Menge von Möglichkeiten, „sein Facebook“ so einzustellen, wie ich es möchte. Und ich kann jederzeit unliebsame Nutzer blocken. Bei 320 „Freunden“ wird die Sache aber schwierig. Ansonsten wird ziemlich viel Unsinn verbreitet. Wenn die Lehrkräfte im Schulleben die Distanz zu ihren Schülern nicht wahren können, wird ihnen das auf Facebook auch nicht gelingen. Schreite ich ein, wenn andere im Facebook beleidigt werden? Diese Frage stellt sich auch im „normalen Leben“ öfter. Also, Zivilcourage ja oder nein ist eine grundsätzliche Frage. Und wem die privaten Bilder seiner SchülerInnen zu heftig sind: abschalten. WOLFGANG RAUCH, Kronau

Finger weg von F1-Saatgut

■ betr.: „Wohlklingende Tochterfirmen“, taz vom 2. 5. 12

Ohne Information, welche Marken zu Monsanto gehören, ist der Nutzwert dieses Artikels sehr gering. Zu Monsanto gehören oder mit Monsanto verbunden sind unter anderem die KWS-Tochter Planta (entwickelt für KWS und Monsanto), die (Baumarkt-)Marken Seminis und De Ruiter Seeds, die Firma Volmary GmbH mit den Marken Sperli und Kiepenkerl, Nunhem BV (Tochter von Bayer CropScience), IFS/Illinois Foundation Seeds, Inc. (Tochter von Dow AgroSciences) und Petoseed (Marke und Tochter von Seminis). Siehe www.blog.lopdron.de/2012/03/01. Außerdem sollten alle Gärtner die Finger von Saatgut mit der Kennung F1 für Hybrid-Saatgut lassen. RAINER LICHTER, Langensendelbach