Flüge günstig buchen: Grenzerfahrung Preisvergleichsportal

Wenn unsere Existenz schon auf das Kaufen und Verkaufen von Waren reduziert wird, möchte unser Autor wenigstens das beste Geschäft machen. Doch die Flugsuchmaschine zockt ihn ab.

Ein Flugzeug im Landeanflug tief über den Besuchern eines Sandstrandes

Maho Bay, internationales Mekka der Planespotter Foto: Panthermedia/imago

Vor ein paar Tagen musste ich einen Flug buchen. Eigentlich eine schöne Aufgabe, oder? Jetzt wird es konkret mit der Reise und so! Nein, es war überhaupt nicht schön. Wissen Sie, wie viele Flugsuchmaschinen es gibt? Und wie viele Kombinationen von Reisedaten man in diese eingeben kann, um die günstigste Variante zu finden? Und wenn man irgendwann endlich an einem Angebot hängen geblieben ist, dann geht der Wahnsinn erst richtig los: Ist dieser Anbieter überhaupt vertrauenswürdig? Habe ich etwas Kleingedrucktes übersehen? Wie kann dieser Flug überhaupt so billig sein? Wollen die mich abzocken?!

Dabei ist es für Leute, die nicht nur sparen wollen, um des Sparens willen (Herzliche Grüße an meine schwäbischen Freunde!), sondern auch sparen müssen, ja eigentlich ein Segen­, dass es diese Preisvergleichsportale für alles Mögliche gibt. Sparen war noch nie so einfach wie heute: nur wenige (bzw. 1.000) Klicks entfernt! Ich erinnere mich noch an Prospekte auf dem Küchentisch, die vor jedem großen Wocheneinkauf hochkonzentriert studiert wurden wie philosophische Schriften.

Ich erinnere mich daran, dass es bei diesen Wocheneinkäufen schon mal vorkam, dass ein Supermarkt ein zweites Mal besucht wurde, wenn sich doch als falsch herausgestellt hatte, dass die Palette Fruchtjoghurt bei dem anderen Supermarkt im Angebot und somit billiger sei. Ich erinnere mich an den Ärger, wenn ein Artikel, den man gerade erst erworben hatte, wenig später woanders doch ein kleines bisschen günstiger angeboten wurde. Das Geld musste man eben irgendwie zusammenhalten.

Natürlich wäre man nicht pleitegegangen, hätte man mal 10 Cent mehr pro Joghurt oder 10 Euro mehr für die Jeans gezahlt. Aber es ging eben ums Prinzip. So wie es mir heute ums Prinzip geht. Wenn der Kapitalismus meine Existenz als Mensch und meine Beziehung zu anderen Menschen schon auf das Verkaufen (Arbeitskraft) und Kaufen (Joghurt, Flug) von Waren reduziert, dann möchte ich wenigstens das beste Geschäft machen. Wer mehr hat, kann von mir aus mehr zahlen. Ich bezahle nur so viel wie nötig!

Nachdem ich die Vertrauenswürdigkeit der Flugsuchmaschine auf diversen für die Vertrauensbewertung von Flugsuchmaschinen vorgesehenen Portalen gecheckt habe und zur Einsicht gelangt bin, dass es wohl zwar Probleme geben wird, wenn ich den Kundenservice erreichen muss, ich aber vermutlich nicht abgezockt werde, drücke ich endlich auf „Jetzt bezahlen“. Die Seite lädt und lädt, und statt einer Buchungsbestätigung bekomme ich die Information, dass der Preis für die Flüge mittlerweile um 250 Euro gestiegen ist.

Ich schaue wutentbrannt auf die Uhr. Wenn mir jemand für all die Stunden der ergebnislosen Flugsuche einen halbwegs ordentlichen Stundenlohn gezahlt hätte, dann würde es mittlerweile vielleicht schon für die Business Class reichen.

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Kolumnist (Postprolet) und Redakteur im Ressort taz2: Gesellschaft & Medien. Bei der taz seit 2016. Schreibt über Soziales, Randständiges und Abgründiges.

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