Frauenförderung in der EU: Ohne Quote geht es nicht

Die EU setzt im neuen Jahr eine Geschlechterquote in Aufsichtsräten durch. Der Fall Deutschland zeigt, dass der Effekt groß sein kann.

Hochhäuser der Deutschen Bank

Zentrale von Deutschlands größtem Kreditinstitut: zwei von zehn Vorständen sind weiblich Foto: Blatterspiel/imago

Zehn Jahre lang haben viele Frauen hart dafür gekämpft, jetzt tritt die EU-Richtlinie für Führungsposi­tio­nen börsennotierter Unternehmen in der Europäischen Union in Kraft – und kaum jemand nimmt davon Notiz. Das mag an der für solche News unglücklichen Zeit zwischen den Jahren liegen, an der Erschöpfung durch Krieg, Krisen, Covid. Oder vielleicht daran, dass es kaum mehr jemand hören kann: Es müssen mehr Frauen Chefinnen sein, in kleinen Betrieben wie in großen Unternehmen. Dann ändern sich Unternehmenskultur und interne Kommunikation; mehr Väter gehen in Elternzeit, divers geleitete Firmen weisen bessere Ergebnisse auf.

Das darf keine Vision bleiben, sondern ist ein Anspruch an die Gegenwart. Und dieser Anspruch wird nicht geringer, wenn er aus Überdruss nicht mehr benannt wird. Die EU wird ihm nun – zumindest teilweise – gerecht: In Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen in der EU müssen künftig mindestens 40 Prozent Frauen oder Männer vertreten sein. Das ist eine sogenannte offene Quote, die im Gegensatz zur starren Quote, die verbal auf den Frauenanteil fokussiert, ein wenig charmanter klingt.

Doch Quote bleibt Quote – und diese wirkt, wenn sie gesetzlich festgelegt ist. Durch die in Deutschland geltenden Frauenquoten für Aufsichtsräte und Vorstände börsennotierter und mitbestimmungspflichtiger Unternehmen liegt der Frauenanteil bei diesen Positionen mittlerweile bei über 36 bzw. 17 Prozent. Bei den Aufsichtsräten übersteigt die Zahl sogar die vorgeschriebene Quote von 30 Prozent.

Dummerweise ziehen sich einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge vor allem Frauen alsbald aus Führungspositionen wieder zurück. Und das, obwohl sie betonen, gern Chefin sein zu wollen. „Schuld“ daran ist laut McKinsey ein nach wie vor männlich geprägtes Betriebsklima. Chefinnen beklagten unter anderem, dass sie kaum wahrgenommen werden und ihre Arbeit wenig wertgeschätzt wird. Wie lange sollen sich Männer noch ein solches Verhalten leisten können? Die Moral von der Geschicht’ – ohne Quote geht es nicht.

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Ressortleiterin taz.de / Regie. Zuvor Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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