Weitere Milliarde Euro für Braunkohlesanierung nötig

BERGBAU Die Rekultivierung der ostdeutschen Braunkohlereviere kommt voran. Saure Seen

ESPENHAIN dpa | Die Renaturierung von Braunkohletagebauen in Ostdeutschland wird in den nächsten vier Jahren noch mehr als 1 Milliarde Euro verschlingen. Bis Ende 2011 seien rund 9,2 Milliarden Euro in die Rekultivierung der Reviere rund um Leipzig und in der Lausitz gesteckt worden, sagte Mahmut Kuyumcu, Chef des Bergbausanierers LMBV, am Dienstag im sächsischen Espenhain. Bis 2017 werde die 10-Milliarden-Marke überschritten.

Das Geld kommt vom Bund und den betroffenen Ländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie beraten derzeit über das sogenannte fünfte Verwaltungsabkommen, in dem die Summen für die Braunkohlesanierung von 2013 bis 2017 festgeschrieben werden. Er hoffe, dass das Verwaltungsabkommen spätestens nach der Sommerpause stehe, sagte Kuyumcu. Insgesamt komme die LMBV bei der Sanierung der ehemals tristen Mondlandschaften gut voran. Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahren auch gravierende unerwartete Probleme ergeben, sagte Kuyumcu. Dazu zählt das Unglück von Nachterstedt in Sachsen-Anhalt. Dort waren 2009 an der Böschung des Concordia-Sees, eines ehemaligen Tagebaulochs, gewaltige Erdmassen abgerutscht. Drei Menschen wurden in den Tod gerissen. Die Ursache der Tragödie steht bis heute nicht fest.

Die LMBV geht davon aus, bis Ende Juni einen Zwischenbericht zum Unglück von Nachterstedt vorlegen zu können. „Unser Ziel ist es, zum Jahreswechsel die Ursache so weit identifiziert zu haben, dass wir die Sanierung des Böschungsareals aufstellen und umsetzen können“, sagte Kuyumcu. Der Concordia-See solle in Zukunft touristisch genutzt werden können.

Auch in der Lausitz haben die Bergbausanierer mit Problemen zu kämpfen. Wegen Grundbrüchen und sogenannten Setzungsfließen auf alten Kippen aus DDR-Zeiten mussten dort rund 17.000 Hektar Gelände gesperrt werden. Derzeit laufen Feldversuche, um die Gegebenheiten besser zu verstehen. 2012/13 will die LMBV dann festlegen, welche Maßnahmen sie ergreifen kann, um die rutschigen Böden standsicher zu machen.

Die Flutung der Tagebauseen liege im Zeitplan, sagte der LMBV-Chef. Mitte des Jahrzehnts sollen die Restlöcher in der Lausitz und in Mitteldeutschland voll gelaufen sein. Teilweise ist die Wasserqualität aber problematisch – das Wasser erweist sich als zu sauer und zu eisenhaltig. Die LMBV rechnet daher damit, noch „viele Jahrzehnte“ Nachsorge an einzelnen Seen betreiben zu müssen.