Präsident der Bremer Ex-Jacobs-Uni geht: Pammolli wird Neofaschisten-Berater

Vor einem Jahr erst wurde Fabio Pammolli Präsident der privaten Bremer Jacobs-Uni. Nun wird er Berater des rechten italienischen Finanzministers.

Porträt eines Mannes mit Brille und Mittelscheitel

Unter seiner Führung bekam die Jacobs University Bremen zumindest einen neuen Namen: Fabio Pammolli Foto: Constructor University

BREMEN taz | Auf den ersten Blick sieht es wie ein beruflicher Aufstieg aus: Ein durchaus renommierter Wirtschaftswissenschaftler, der Berater des Ministers für Finanzen und Wirtschaft der Republik Italien wird.

Andererseits war Fabio Pammolli, der morgen 58 wird, ja gerade erst vor einem Jahr zum Präsidenten der privaten Jacobs University in Bremen ernannt worden. Die heißt neuerdings „Constructor University“ und wurde vor über 20 Jahren mal als International University Bremen gegründet. Pammolli galt als rechte Hand und enger Vertrauter des von Russland nach Singapur ausgewanderten Investors und IT-Unternehmers Serg Bell, ehemals Serguei Beloussov, dem die Hochschule mit 1.800 Studierenden nun gehört.

In der alten Heimat wird Pammolli nun zum „Wirtschaftsberater“ von Giancarlo Giorgetti, der in seiner eigenen Partei, der rechtsnationalen Lega, als eher moderat gilt. Aber was heißt das schon in einer ultrarechten Regierung? Giorgetti ist ein Wegbegleiter von Lega-Chef Matteo Salvini und war früher in der Jugendbewegung des postfaschistischen „Movimento sociale“ aktiv.

Pammolli wiederum, seit 2004 Gründungsrektor eines wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums in seiner Geburtsstadt Lucca, forschte schon an vielen hochkarätigen Universitäten – in Harvard und Paris, an der London School of Economics und dem Massachusetts Institute of Technology. In Bremen übernahm er eine Uni, die „finanziell nicht nachhaltig“ war, wie er es in einem Interview mit dem ­Weser-Kurier freundlich umschrieb.

Flieht der Rektor vor seiner Aufgabe?

Ob sich das unter der neuen Führung dank der 50 von Bell versprochenen Millionen endlich ändert, bleibt offen; auch wenn die Constructor University Pammolli zum Abgang attestierte, „erfolgreich eine Reihe von Veränderungen“ angestoßen zu haben – die wichtigste davon: der neue Name. „Wenn bei einem Fußballklub ein neuer Trainer anfängt, dann bringt er natürlich eine neue Auffassung vom Spielsystem mit“, sagte er noch im Sommer, und dass er seinen neuen, äh: Verein innerhalb weniger Jahre an die „europäische Spitze“ bringen wolle. Flieht er nun vor dieser Aufgabe, jetzt da der die Privat-Uni besser kennt? An der Constructor University ist man überrascht von seiner Kündigung, lobt aber lieber seine „Verbundenheit“ zu Italien.

Ein neuer Präsident, eine neue Prä­si­den­t:in für Bremen-Nord ist derweil noch nicht in Sicht, dafür wird erst mal die Geschäftsführung der Uni von bisher drei auf sechs Häuptlinge erweitert. Schon in diese Chefetage eingezogen ist Serg Bells kürzlich angetraute Frau ­Oznur – sie stieg sofort zum Chief Operating Officer auf.

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