Testpflicht für Einreisende aus China: Mit garantiert geringer Wirkung

Die Erfahrung lehrt, dass eine Testpflicht die Ausbreitung von Viren kaum verhindern kann. China lässt sich nicht unter Quarantäne stellen.

Eine Frau mit Mundschutz auf einem Gehweg

China lässt sich nicht unter Quarantäne stellen: Shanghai im Januar 2023 Foto: Aly Song/reuters

Erinnert sich noch jemand? Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, da waren die Grenzen zu Deutschlands Nachbarn unpassierbar. Die Furcht vor einer unkontrollierten Verbreitung des Coronavirus trieb die Politik damals zu der Entscheidung, freie Reisemöglichkeiten in der EU faktisch aufzuheben. Selbst innerhalb der Bundesrepublik kam es zu Sperrungen zwischen Bundesländern, ja sogar Landkreise schotteten sich ab.

Denn die vermeintliche Gefahr lauerte beim virenschleudernden Nachbarn. Der Erfolg dieser Maßnahmen hielt sich, nun ja, in engen Grenzen. Nichts anderes ist von den Sperren und Kontrollen zu erwarten, die nun angesichts der Covid-Welle in China überall außerhalb der Volksrepublik diskutiert oder wie bald auch in Deutschland angewandt werden. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, wenn auf Flughäfen ankommende Reisende nicht nur ihren Pass vorzeigen müssen, sondern auch einen negativen Text.

Es spricht allerdings auch nicht allzu viel dafür. Ein Land wie China lässt sich nicht unter Quarantäne stellen. Die Welt ist viel zu vernetzt, als dass derartige Maßnahmen einen nachhaltigen Effekt haben könnten. Sie mögen die Ausbreitung von Infektionen oder – schlimmer noch – möglicher neuer Virusvarianten um wenige Tage oder Wochen verzögern. Diese Zeit ließe sich sicher nutzen, um ein paar Tausend Menschen mehr mit einer vierten Spritze zu boostern.

Doch verhindern lässt sich, sollte sie denn kommen, eine solche Welle nicht. Einstweilen sind die Menschen in Deutschland dank hoher Impfquote und vieler durchgestandener Erkrankungen deutlich besser geschützt als die Chinesen, wo das Virus eine viel tödlichere Wirkung aufweist. Das könnte sich freilich rasch ändern, sollte eine erneute Mutation aus dem Reich der Mitte eine gefährlichere Variante des Virus hervorbringen.

Das mag unwahrscheinlich sein, aber es ist nicht undenkbar. Und deshalb ist eine Untersuchung der Passagiere nach neuen Virusvarianten viel wichtiger als das Austeilen von Schnelltests. Denn den Daten, die derzeit aus China kommen, ist nicht zu trauen.

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Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024

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