Diamantensuche im Neuköllner Kanal: Kein Schatz im Silbersee

Polizeitaucher suchten zwei Tage lang nach den Schätzen vom Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe. Beweisstücke wurden nicht gefunden.

Polizisten stehen am Kanal, im Wasser sind Taucher

Fischen in der brühen Suppe Foto: dpa | Christophe Gateau

BERLIN taz | Am Kiehlufer, auf der nördlichen Seite des Neuköllner Schifffahrtkanals, haben sich in einem Abstand von etwa 15 Metern Polizisten aufgereiht. Jeder von ihnen hält ein Seil an den Händen. An dessen anderen Enden, zwischen dünnen Eisplatten, steigen Blasen auf, die sich dann kreisförmig über die trübe Wasseroberfläche bewegen. In langsamem Abstand wiederholt sich das Bild und rückt immer näher an das Ufer mit den Beamten heran, ehe der erste Kopf eines Tauchers aufsteigt.

Aus dem Wasser zieht er ein Einbahnstraßenschild und reicht es nach oben. Dann verlässt er zwei Meter weiter seitlich wieder die Wasseroberfläche und das Ufer. An anderer Stelle steigt ein Taucher die Steintreppen aus dem Wasser hinauf. Er nimmt die Flossen ab, dann den Helm mit der noch eingeschalteten Lampe. Seine Haut am Kragen ist vor Kälte gerötet. Dann geht es in einen der bereitstehenden Transporter. Gleich daneben auf der Treptower Brücke steht ein Einsatzfahrzeug der Dresdner Polizei.

Die hat zwei Tage lang, seit dem Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages, den Großeinsatz in Neukölln geleitet, um Schätze aus dem Diebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe zu finden. 20 Polizeitaucher aus mehreren Bundesländern tasteten sich dafür über den Kanalboden. Am Dienstag teilten Dresdner Staatsanwaltschaft und Polizei mit, der Einsatz sei beendet. Auf einer Länge von 150 Metern war der Kanal abgesucht worden. Auch wenn man keine Details dazu geben wollte, was gesucht wurde, kam wohl nicht viel mehr als entsorgte Staßenmöbel an die Oberfläche: „Beweisstücke wurden nicht gefunden“, heißt es in einer Mitteilung.

Erst wenige Tage vor Weihnachten waren 31 der gestohlenen Stücke in einer Berliner Anwaltskanzlei an die Ermittler übergeben worden. Zuvor hatte es Gespräche von Staatsanwaltschaft, Gericht und der Verteidigung der für den Raub angeklagten sechs Männer des Remmo-Clans gegeben, womöglich ein Deal, der ein Straferleichterung vorsieht. Die Schmuckstücke sollen beschädigt gewesen sein und wiesen offenbar Wasserschäden auf. Ob dies – oder weitere Hinweise – die Ermittler nun an den Kanal führte, ist nicht bekannt.

Insgesamt waren bei dem Einbruch im November 2019 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro gestohlen worden. Erste Festnahmen gab es ein Jahr später, weitere folgten in den darauffolgenden Monaten. Bei allen handelt es sich um Berliner aus demselben Familienverband. Die Hauptverhandlung wird am 10. Januar in Dresden fortgesetzt.

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