wortwechsel
: Problemwolf trifft Lieblingspony

Stimmungsmache gegen Wölfe und Vermenschlichung von totem Pony aus prominenter Familie treibt Leser um. Technische Datenträger sind zur Langzeitarchivierung geeignet

In Schleswig-Holstein haben sie Wölfe – und mancher tappt auch mal in die Fotofalle Foto: wolfsbetreuer.de/dpa

Sprache fließt!

„Briefeseite“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Schon wieder steht in der taz, dass Gendern den Sprachfluss störe. Was für eine absurde Aussage, die einen einheitlichen, unveränderlichen Sprachfluss suggeriert. Nein, Sprache ist Aushandlungssache und Produkt von Gewöhnung. Gewohnheiten, die eine linke Zeitung etablieren muss, denn gendern ist, lieber Peter Unfried, nicht einfach Identitätspolitik, sondern Teil eines andauernden feministischen Kampfes.

Johannes Kuhlmann, Hildesheim

Wie es Euch gefällt

„Briefeseite“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Schön, dass es noch Sprachen gibt, in denen nicht gegendert wird, aber „nichts ist unmöglich“ … und so gendert auch die wochentaz, was das Zeug hält, vor sich hin. Mal mehr, mal weniger stringent, mal wechselseitig so und anders und so weiter und so fort. Die einen müssen gendern, die anderen dürfen gendern, die nächsten wollen gendern, und anderen ist das Jacke wie Hose. Schön, dass es das noch gibt. Das geschmeidige, genüssliche, explosive und fesselnde als auch entspannte Lesen, ohne mit Gen­der­stern:­In­nen und Dop­pel­punkt:­In­nen verformt, verunstaltete Lesestolpersteine. In diesem Sinne. Traut Euch was und schreibt, shakespearesk: Wie es Euch gefällt. Titus Grall, Kirchborchen

Bergwerksstollen?

„Das Gedächtnis im Berg“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Das mir Wichtigste an der wochentaz ist das Ressort „Zukunft“. Und ich verstehe es so, dass hier Bausteine für den sozial-ökologischen Umbau unserer Gesellschaft thematisiert werden – die wöchentliche Dosis Inspiration und Entwicklungshilfe in der Existenzkrise. Artikel über den ökologischen Handabdruck, die Nutzpflanzen der Zukunft oder die jeweilige „Gute Nachricht“ begeistern mich – aber eine Doppelseite über ein Archiv im Bergwerksstollen und die Verfallszeit von Datenträgern? Das hat meines Erachtens mit „Klima Wissen Utopien“ nichts zu tun.

Uwe Krüger, Leipzig

Archivierung

„Das Gedächtnis im Berg“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Die Lebensdauer der CDs ist nicht so ganz korrekt dargestellt worden. Es gibt für Langzeitarchivierungen die „M-Disc“. Dabei handelt es sich um eine DVD, bei der die schnell vergängliche und lichtempfindliche Schicht der DVD gegen eine aus „Stein“ ersetzt wurde. Diese M-Discs können von den meisten DVD-Brennern beschrieben und von allen ausgelesen werden. Und können mehrere hundert Jahre überleben. Einziges Problem ist dann „nur“, wo man an Board der USS Enterprise 1701-A dann einen DVD-Player auftreiben soll …

Udo Siebrasse, Gelsenkirchen

Stimmungsmache

„Dolly und der Wolf“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

In dem Artikel des von mir ansonsten sehr geschätzten Jost Maurin wird von ihm (zum wiederholten Male) reine Stimmungsmache gegen Wölfe betrieben. Das Pony von Ursula von der Leyen wurde also wie beschrieben von einem Wolf getötet, der Artikel mit einem schönen Pferdebild mit ihr und dem Satz „Die ganze Familie ist fürchterlich mitgenommen von der Nachricht“ versehen. Wenn in der Gegend also Wölfe leben, gehört dann hierher nicht auch die Frage, ob das Pony ausreichend geschützt war? Sie wäre ansonsten wohl selbst mitverantwortlich für dessen Tod. Dass sie gerade zu dem Zeitpunkt, in dem sie selbst betroffen ist, das Thema als EU-Kommissionspräsidentin aufgreift, ist natürlich reiner Zufall. Das Thema Herdenschutz wird auch nicht bei der Zahl der von Wölfen getöteten Nutztiere erwähnt, hier stellt sich die Schuldfrage ebenso. Ansonsten wird wieder Panikmache betrieben: „Zudem gibt es Sorgen, dass Wölfe Menschen angreifen könnten.“ Dafür gibt es in Mitteleuropa seit Jahrzehnten keinen Beleg.

Heinz Werner Hermanns, Königswinter

Mensch und Tier

„Dolly und der Wolf“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Der Wolf wird GW950m genannt, das Pony der Uschi von der Leyen „Dolly“. Der Wolf wird technisch, das Pony vermenschlicht benannt. Der Wolf hat eigentlich alles richtig gemacht, sich ein altes, 30-jähriges Pony ausgesucht. Leider konnte das Pony nicht fliehen. Hat Frau von der Leyen vielleicht ihr Pony nicht ausreichend gegen die Wildtiere geschützt, was ihre Aufgabe gewesen wäre? Da wird die Rotkäpchenmär vom Wolf, der Menschen angreift, in Umlauf gebracht. Belege dafür gibt es seit Jahrzehnten nicht, aber die Jäger würden doch gerne wieder den Wolf jagen.

Wolfgang Nitsch, Bremen

Artenschutz

„Dolly und der Wolf“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Wie die Jäger dann genau DEN einen Wolf herauspicken sollen, wo doch meist ein Rudel ein Revier gemeinsam bewirtschaftet – bleibt unbeantwortet. Was eine „Entnahme“ für den Rest der Familie bedeutet: auch grausam. Immer mehr Wölfen ein Leben um uns herum zuzugestehen, das wir ihnen jetzt immer häufiger wieder werden nehmen müssen: Artenschutz ist das vielleicht, Tierschutz ist das nicht. Ein „Erhaltungszustand“ jedenfalls hilft nicht – denn der schafft ja all die bereits bestehenden Probleme, noch bevor er ganz erreicht ist.

LESENMACHTDUMM auf taz.de

Gesundheitswesen

„Das Gesundheitssystem heilen“,

wochentaz vom 10.–16. 12. 22

Die Analyse von Esther Geißlinger führt noch nicht weit genug. Schließlich erfordert die Neuausrichtung des Gesundheitswesens ebenfalls, dass sich die Politik auch viel stärker damit auseinandersetzt, dass in vielen ärmeren Regionen und städtischen Quartieren die medizinische Versorgung häufig erheblich schlechter als in den reicheren ist. Wobei nur das Negativbeispiel Hamburg genannt sei, wo es diesbezüglich eine deutliche Spaltung zwischen der nördlichen und der südlichen Stadthälfte gibt und einem erst vor Kurzem von Karl Lauterbach sogar persönlich besuchten und wegen seiner Niedrigschwelligkeit zu Recht hochgelobten Gesundheitskiosk in einem vor allem von Migranten bewohnten Stadtteil die finanzielle Unterstützung einiger Ersatzkassen wieder gestrichen wurde wegen angeblich „doppelter Strukturen“. Deshalb hilft hier am Ende nur ein echtes ethisches Umdenken aus der Misere.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg