Erinnern am Partystandort
Auf dem RAW-Areal wird eine Gedenktafel für Zwangsarbeiter*innen enthüllt
Von Peter Nowak
Das RAW-Gelände in Friedrichshain ist vor allem durch seine Partykultur berühmt. Weniger bekannt ist, dass dort in der NS-Zeit Zwangsarbeiter*innen für die Reichsbahn schuften mussten. Am 15. Dezember um 11 Uhr wird dort nun vor der Skaterhalle eine Informationstafel angebracht.
Die Tafel geht auf das Forum für interkulturelle und politische Bildung Drop In zurück. Der freie Bildungsträger hat sich seit 2016 mit der Geschichte der Zwangsarbeit auf dem RAW-Gelände befasst. Den Anstoß habe das Buch „Mythos Ostkreuz“ des SPD-Politikers Sven Heinemann gegeben, heißt es. In dem Buch hat sich Heinemann auch mit dem Thema der NS- Zwangsarbeit bei der Deutschen Reichsbahn auseinandersetzt.
Zwischen 1942 und 1945 seien etwa 2.500 Menschen auf dem Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Warschauer Straße als Zwangsarbeiter*innen eingesetzt worden, erklärt Dominik Auerbach, Leiter der Forschungsarbeit bei Drop In. Diese Menschen seien zumeist aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten der Sowjetunion verschleppt worden. Die im RAW tätigen Zwangsarbeiter*innen seien in Barackenlagern in Groß-Ziethen, Grunewald und Kaulsdorf untergebracht gewesen. Auf langen Anfahrtswegen seien sie täglich zur Arbeit transportiert worden. Der Großteil der männlichen Insassen des Lagers in der Kaulsdorfer Straße 90 habe vermutlich für das RAW gearbeitet, so Auerbach. Über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter auf dem RAW Gelände sei noch wenig bekannt.
Die Kurth-Gruppe, Eigentümerin des Areals, will dort Hochhäuser errichten. Eine Initiative von Nutzern und Anwohnern will den Kulturstandort erhalten. „Wir wollen mit allen Beteiligten ins Gespräch kommen“, betont Auerbach. Am 15. Dezember bietet sich dazu Gelegenheit. Um 18 Uhr findet vor der Skaterhalle eine Diskussion über Erinnerungsarbeit auf dem RAW-Gelände statt.